Reise um meinen Garten. Ein Roman in Briefen
Alphonse Karr
Caroline Vollmann
Französisch
Voyage autour de mon Jardin
www.die-andere-bibliothek.de/Originalausgaben/Reise-um-meinen-Garten::779.html
Neid kann ein starker Antrieb sein. Das erfährt auch der Erzähler aus Alphonse Karrs im Original 1845 erschienener Reise um meinen Garten, denn sein Nachbar bricht in ferne Länder auf, während er selbst nur niedergeschlagen dabeisteht und die Pferde im Galopp davonstieben sieht: „Ich für mein Teil blieb benommen, verblüfft, traurig, verstimmt zurück, ohne genau zu wissen, warum.“ Seine Gefühle spiegeln das Bedauern des Daheimgebliebenen, die nagende Bitterkeit angesichts der Weltreisenden, der Mutigen und Abenteurer, die es wagen, die Grenzen heimatlicher Enge zu übertreten und dahinterliegende Welten zu erkunden. Stephen, so der Name des Erzählers, findet allerdings einen Ausweg aus dieser Gemütsverfassung, indem er sich seinem Garten zuwendet und beschließt, dem reisenden Nachbarn in Briefen zu berichten, welche Abenteuer er im eigenen Garten erlebt. Der Adressat antwortet nicht, wir lesen nur Briefe eines Verfassers, welcher sich selbst nachdenkend und monologisierend antwortet.
Indem die Handlung auf kleinem und sehr begrenztem Raum stattfindet, stellt sich Karr (1808–1890) in die Tradition der sogenannten „literarischen Zimmerreise“, berühmt geworden durch die Reise um mein Zimmer (Voyage autour de ma chambre, 1795) des Franzosen Xavier de Maistre, der damit die geographischen Reiseberichte seiner Zeit parodieren wollte. Die Anspielung auf de Maistre klingt bei Karr eindeutig durch den Titel Voyage autour de mon jardin und auch im deutschen Titel mit „Reise um…“ an. Das Herumgehen steht für Muße und Reflexion. Sie wird in der deutschen Ausgabe der Anderen Bibliothek von Glenn Vincent Kraft auch gestalterisch sehr schön umgesetzt: Die Schrift des Romantitels ist als nicht ganz geschlossener Kreis angeordnet, so dass Leserinnen und Leser eine offene Bewegung, aber auch den (im Hintergrund angedeuteten) Erdball assoziieren. Diese, gleichermaßen auf Innen- und Außenwelt verweisende Kreisbewegung wird bei jeder Kapitelüberschrift „Brief“, gefolgt von der dazu gehörigen Nummerierung wieder aufgegriffen, übrigens in zartem Gartengrün.
Nichts symbolisiert so idealtypisch Ruhe, Nachdenken und Innenschau wie ein Garten als idyllischer Ort. Das Gartenmotiv hat in Kunst und Literatur eine lange Tradition, vom schützenden hortus conclusus in der Mariensymbolik bis hin zum Garten als romantischem Zufluchtsort. Bei Karr sind alle Voraussetzungen für diese Idylle erfüllt: Schönheit der Natur, Muße, das Gefühl der Geborgenheit und der begrenzte Raum. Aufgelockert wird das vom offenen Blick des Erzählers, der in seinem Garten eine große Vielfalt erkennt und davon ausgeht, dass er dort ebenso viel erleben und zu genauso tiefen Einsichten gelangen kann wie der in die Ferne reisende Nachbar. Dazu schlägt er einen erfrischend unmittelbaren Ton an, den auch Caroline Vollmanns deutsche Übersetzung gelungen wiedergibt:
Eh bien! M’écriai-je, et moi aussi je vais faire un voyage, et moi aussi je vais voir des choses nouvelles et extraordinaires, et moi aussi j’aurai des récits à imposer! Faites le tour du monde, moi je vais faire le tour de mon jardin.Nun gut!, rief ich aus, auch ich werde eine Reise machen, und auch ich werde neue und ungewöhnliche Dinge sehen, und auch ich werde Berichte beizusteuern haben! Machen Sie Ihre Reise um die Welt, ich werde die Reise um meinen Garten machen.
Doch wer war Alphonse Karr? Der 1808 geborene Sohn eines deutschen Vaters und einer französischen Mutter arbeitete als Schriftsteller und Journalist, war Herausgeber des Figaro und der satirischen Zeitschrift Les Guêpes. Erfolg hatte er vor allem mit sarkastischen Klatschgeschichten, aber auch mit Unterhaltungsromanen und als Freund zahlreicher literarischer Persönlichkeiten seiner Zeit, darunter Victor Hugo, Honoré de Balzac und Alphonse de Lamartine. Louise Colet, die Schriftstellerin und Geliebte Flauberts, versuchte Karr mit einem Küchenmesser zu erdolchen, nachdem sie sich wegen einer Anspielung auf ihre Liaison mit dem Philosophen und Politiker Victor Cousin bloßgestellt fühlte. Auch hier zeigte sich Karrs Humor, der auf eine Anzeige verzichtete und das Messer mit den Worten „überreicht von Louise Colet … in den Rücken“ gerahmt bei sich an die Wand hängte. Nach dem Staatsstreich Napoleons III. musste Karr Paris verlassen. Er ließ sich 1855 im damals italienischen Nizza nieder und widmete sich fortan der Blumenzucht. Er gilt als Begründer des Handels mit Schnittblumen und wird verschiedentlich als Namensgeber der Blumenriviera erwähnt. Mehrere Pflanzen wurden nach ihm benannt, eine Dahlienart, eine Rose sowie der auch in aktuellen Gartenkatalogen verzeichnete „Bambus multiplex Alphonse Karr“. 1890 starb er in Saint-Raphaël.
Alphonse Karr gehört zu den heute vergessenen Autoren, deren Namen oft nur noch Literaturhistorikern bekannt sind. Umso erfreulicher ist seine Wiederentdeckung, zumal Die Reise um meinen Garten im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert – zumindest in Frankreich – sehr erfolgreich war, wie die verschiedenen Auflagen belegen. Eine erste erschien 1845, eine zweite, leicht verändert, als Prachtausgabe 1851. Sie liegt der vorliegenden ersten Übersetzung ins Deutsche zugrunde.
Die Reise um meinen Garten umfasst 59 Briefe. Der Autor betrachtet die kleinen Dinge, und diese fordern ihn zu opulenten Beschreibungen heraus: Pflanzen, Blüten, Insekten und dazugehörige Farben, Formen, Düfte. Dies birgt für die Übersetzung mannigfaltige Herausforderungen, die Caroline Vollmann mit großem Gewinn für die deutschen Leserinnen und Leser löst und diese in den Genuss ausgesuchter vergessener Wörter kommen lässt: „Pfropfreis“ („greffe“), „Taglilie“ („hémérocalle“), „Wiesenstorchschnabel“ („géranium bleu des prés“), „Weiderich“ oder „Herbstzeitlose“ („colchique“). Für die differenzierten Beschreibungen, hier unter Zuhilfenahme von Synästhesien, sei ein Beispiel aus der Welt der Farben herausgegriffen:
On a compris que bleu ne signifiait presque rien, puisqu’il y a pour un objet cinquante manières différentes au moins d’être bleu. On a donné a chaque couleur deux demi-tons, comme à chaque note de musique: on a dit bleu foncé et bleu clair, comme on a dit la dièse ou si bémol. Je ne sais si les musiciens se contentent volontiers de ces divisions, mais à coup sûr les coloristes ne s’en peuvent trouver satisfaits. Il y a trente bleus clairs différents et autant des bleus foncés. D’ailleurs, comment reconnaître la note juste? quel es dans les couleurs le bleu bécarre, le vrai bleu, le bleu naturel?Man hat jeder Farbe zwei Halbtöne gegeben, wie jedem Musikton: Man hat hell- und dunkelblau gesagt, wie man ais-Moll oder b-Dur sagt. Ich weiß nicht, ob die Musiker sich mit diesen Unterteilungen zufriedengeben, aber die Koloristen können ganz bestimmt nicht damit zufrieden sein. Es gibt dreißig verschiedene Hellblaus und ebenso viele Dunkelblaus. Wie soll man im Übrigen den richtigen Ton erkennen? Welches unter den blauen Farben ist das Blau-Dur, das wahre Blau, das natürliche Blau?
Karrs botanische (und übrigens auch entomologische) Kenntnisse sind beeindruckend, er beschreibt teilweise minutiös zahlreiche Spezies. Bleiben wir bei der Farbe Blau und zeigen mit dem nächsten Beispiel, wie viel Recherchearbeit und Präzision der Übersetzerin abverlangt wurden:
Certaines jacinthes vous donneront d’abord un blanc à peine mélangé de bleu; la violette de Parme est d’un bleu lapis extrêmement pâle; ensuite vient le géranium bleu des prés, puis la glycine de Chine, puis la fleur du lin; puis arrivent par ordre de nuances le myosotis (ne‑m’oubliez-pas), la bourrache, la cynoglosse, la sauge étalée (salvia patens), la commeline tubéreuse, le bluet des champs, la belle-du-jour, l’anagallis morelli, le plumbago carpentae, le pied d’alouette vivace à fleurs simples, puis celui à fleurs doubles qui est d’un bleu métallique, et enfin comme dernière nuance de bleu sombre presque noir, les baies du laurier-thym.Gewisse Hyazinthen werden Ihnen zunächst ein kaum mit Blau vermengtes Weiß zeigen; das Parmaveilchen hat ein sehr blasses Lapisblau; danach kommt der blaue Wiesenstorchschnabel, dann die chinesische Glyzinie, dann die Leinblume; dann kommt in der Reihe der Nuancen das Vergissmeinnicht, der Borretsch, die Hundszunge, der Prachtsalbei (salvia patens), die krautige Kommeline, die Kornblume, die Trichterwinde, der leinblättrige Gauchheil, die Bleiwurz, der mehrjährige Rittersporn mit einfachen Blüten, dann der mit doppelten Blüten, der ein metallisches Blau hat, und schließlich als letzte Nuance von fast schwarzem Dunkelblau die Beere des lorbeerblättrigen Schneeballs.
Die Beschreibungen von Flora und Fauna taugen nicht so sehr als Anleitung zum Gartenbau. Vielmehr bieten sie dem Erzähler Anlass zu Digressionen über philosophische und gesellschaftliche Fragen, oft unter Verweis auf andere Schriftsteller, sowie dem Einstreuen unterhaltsamer Anekdoten, wie etwa jene über einen Mann, der, weil er nicht wusste, was er mit zwölf geschenkten Tulpenzwiebeln tun sollte, extra ein großes Grundstück kauft und sich schließlich heillos mit dem Nachbarn zerstreitet, was den Erzähler dazu bringt, folgenden Aphorismus zu zitieren:
N’ayez pas de voisins, si vous voulez vivre en paix avec eux.Haben Sie keine Nachbarn, wenn Sie in Frieden mit ihnen leben wollen.
Ein wichtiges Stilmittel ist die Ironie, mit der Stephen die Reise des Nachbarn und auch das Reisen an sich bedenkt: Er meint, Reisende wie auch unbeständig Liebende würden über kurz oder lang erkennen, dass sich alle Länder – und alle Frauen – eben doch irgendwie ähnelten. Oder er fragt polemisch, ob der Adressat seiner Briefe der heimischen Mücken so überdrüssig sei, dass er 2000 Meilen weit reisen wolle, nur um sich in der Ferne von Stechmücken piesacken zu lassen? Die Übersetzung gibt Karrs trockenen Humor und die lakonischen Bemerkungen seines Ich-Erzählers treffend wieder. Besonders abgesehen hat dieser es auf die Gelehrten, welche nichts auf Geruch und Farbe einer Pflanze gäben und jeden Gegenstand, dem sie sich näherten, in der gleichen Weise behandelten:
Ils rendent tout ennuyeux, sec, roide, prétentieux.Sie machen alles langweilig, trocken, hölzern, prätentiös.
Auf diese Bemerkung folgt eine ganze Seite mit einer Aufzählung von Wörtern, die Karr zusammengetragen hat, um sich über die Gelehrten lustig zu machen, hier nur ein kleiner Ausschnitt: „Jumariees, mésocarpes, hile, péritrope, embriotège, omphalode, vasiducte, mycropyle, exorhise, homotrope, coléoptile, hypoblaste, olygosperme, […]“. Die Liste bleibt in der deutschen Ausgabe unübersetzt, was in einer Fußnote damit begründet wird, dass die gewünschte Wirkung durch eine Übersetzung abgeschwächt würde. Dies erscheint ungewöhnlich, ist in der Begründung jedoch durchaus konsequent und nachvollziehbar. Eine selbstbewusste Entscheidung der Übersetzerin, da man dieser Argumentation gewiss auch entgegenhalten könnte, dass sich vielleicht doch auch an das Griechische oder Lateinische angelehnte und dem deutschen Lesepublikum somit vertrauter klingende Begriffe wie „mesokarp“, „omphaloid“ hätten (er)finden lassen können.
Insgesamt sei an dieser Stelle sehr positiv die sorgfältige Edition vermerkt, die in den Fußnoten auf Besonderheiten und Schwierigkeiten der Übersetzung hinweist, wie beispielsweise den Umgang mit der Zeitform des Passé simple, das im Deutschen keine eigene Entsprechung hat. Auch erläutert Caroline Vollmann mit großer Sachkenntnis Zitate und Anspielungen, die sich den Lesern höchstwahrscheinlich nicht gleich erschlossen hätten. Der Lesbarkeit tut dies keinen Abbruch, im Gegenteil: Die Übersetzung gewinnt nur zusätzlich durch die Grundsatzentscheidung, beispielsweise zu lateinischen Zitaten in einer Fußnote die deutsche Entsprechung und die Quelle anzugeben.
Caroline Vollmann findet für den hymnischen Ton mancher Passagen auch im Deutschen die passenden, lobpreisenden Worte. Bisweilen wendet sich Stephen direkt an Gott, manche Passagen klingen beinahe hymnisch:
Merci, mon Dieu! De tout ce que vous avez créé de commun; merci, mon Dieu! du ciel bleu, du soleil, des étoiles, des eaux murmurantes, des ombrages des chênes touffus […]Dank, mein Gott!, für alles Gewöhnliche, das Du geschaffen hast, Dank, mein Gott!, für den blauen Himmel, die Sonne, die Sterne, das murmelnde Wasser, den Schatten der dicht belaubten Eichen […]
So weist dieses Buch in mehr als einer Hinsicht auch „Über den Garten hinaus“, so der Titel des anregenden (und vom Herausgeber Christian Döring aus dem Italienischen übersetzten) Vorwortes von Eduard Bodi, dem Chefgärtner der venezianischen Giardini Reali. Die Erfahrung der Gegenwart – dazu passt, dass dieser Briefroman keine im engeren Sinne lineare Handlung hat – und des im wahrsten Sinne des Wortes Naheliegenden führt den Erzähler zum Nachdenken über das Spirituelle, die unmittelbare Erfahrung der Natur führt zur Selbstgenügsamkeit. Dazu passend lässt Eduard Bodi sein Vorwort mit einem Zitat des großen französischen Hofpredigers Jacques-Bénigne Bossuet (1627–1704) enden: „Es ist nichts notwendiger, als in uns selbst alle irrelaufenden Gedanken zu sammeln.“
Wegen des Rückzuges in die Innerlichkeit und den heimischen Garten ließe sich dieser Briefroman, in dem sich Augenzwinkern mit Lebensklugheit mischen, auch mit einem aktuellen Bezug, als einen zur Corona-Krise passenden Beitrag lesen. Doch das ist nicht das Entscheidende, zumal die Übersetzung lange vor Ausbruch der Epidemie in Angriff genommen wurde: Vor allem zeigt dieses ungewöhnliche Werk eines lang vergessenen Autors, wie schön sich philosophische Gedanken aus dem Kleinen und Naheliegenden heraus entwickeln lassen. Und das alles in einer vorzüglichen Ausgabe, die nicht nur die Kupferstiche, sondern auch die herrlichen Farbillustrationen der Prachtausgabe von 1851 reproduziert. Caroline Vollmanns Übersetzung, deren immense Recherchearbeit hier ebenfalls sehr positiv hervorgehoben sei, vermittelt gelungen die exakten Beschreibungen von Flora und Fauna sowie die humorigen Bemerkungen des Erzählers – eine echte Neuentdeckung!
Drei Fragen an Caroline Vollmann
Sind Sie Gärtnerin?
Nein, es wäre vermessen, das zu behaupten; aber wenn uns – wir sind oft umgezogen – ein Garten zur Verfügung stand, habe ich immer mit Interesse und Lust darin gearbeitet und das Heranwachsen von Blumen und Pflanzen verfolgt. Und als unsere Kinder heranwuchsen, waren wir auf Ausflügen immer auch damit beschäftigt, Blumen, Bäume und Tiere zu beobachten, ihre Namen herauszufinden und mehr über ihre Eigenheiten zu erfahren. – Die Arbeit an der Übersetzung von Karr hat, wie ich jüngst bei einem kurzen Urlaub feststellte, meinen Blick nicht nur für Blumen und Sträucher (Ginster und Holunder standen in voller Blüte!), sondern vor allem auch für Insekten, deren erstaunliche Farbigkeit und ihr oft eigentümliches Verhalten geschärft.
Wo haben Sie beim Übersetzen mehr Zeit verbracht – in der freien Natur oder über botanischen Lexika?
Auch wenn nicht Winter gewesen wäre – eindeutig über Lexika! Dabei hat mir neben meinem alten Sachs von 1869, der mich selten im Stich ließ, vor allem das wunderbare Wörterbuch der Pflanzennamen von Wilhelm Ulrich aus dem Jahr 1872 beste Dienste geleistet. Dort werden alle lateinischen, englischen, deutschen und französischen Pflanzennamen, alphabetisch nach den lateinischen Bezeichnungen geordnet, nebeneinander (zum Teil sogar mit örtlichen Varianten) aufgelistet, „zum Gebrauch für Botaniker, Lehrer, Pharmaceuten, Mediziner, Droguisten, Handelsgärtner, Landwirthe und Forstmänner“, wie es im Titel heißt. – Die Vielfalt der Insektenwelt hat Jean-Henri Fabre in seinen Souvenirs entomologiques 1879, mehr als dreißig Jahre nach Karr, ausführlich und wissenschaftlich fundiert beschrieben. Dieses erstaunliche, hilfreiche Werk ist seit einiger Zeit in einer zehnbändigen Ausgabe in deutscher Übersetzung wieder erhältlich.
Wie gehen Sie vor, um die sprachliche Vielfalt in den Beschreibungen – z. B. von Farben, Formen und Düften der Pflanzen – abzubilden und dabei nicht durcheinander zu kommen? Legen Sie ein Glossar an?
Im Allgemeinen übersetze ich bei Auftragsarbeiten nach einer relativ oberflächlichen Lektüre einfach drauflos. Gleich von Anfang an ein Glossar anzufertigen würde mich zu sehr festlegen. Dies mache ich erst beim zweiten Durchgang. Ich notiere mir etwa ausgefallene, selten vorkommende Begriffe oder ungewöhnliche oder mehrdeutige Adjektive. Dieses Glossar vervollständige ich fortlaufend und gleiche dabei vor- und zurückblätternd die Bedeutungen ab. Sollte ich bei dieser Methode einmal „durcheinanderkommen“, so tröste ich mich damit, dass die Sprache etwas Lebendiges ist, manches verzeiht, und dass Konsequenz auch hier nicht immer eine Tugend ist.