Über die Harry-Potter-Bücher der britischen Autorin J. K. Rowling lässt sich nur in Superlativen schreiben. Denn seit Erscheinen des ersten Bands vor 22 Jahren hat die Reihe eine Erfolgsgeschichte hingelegt, die ihresgleichen sucht. Zu groß sind die Zahlen, zu zahlreich die Meilensteine, um sie hier aufzulisten. Fest steht aber: Ganze Generationen sind mit der Jugendbuchreihe aufgewachsen, haben fieberhaft die Veröffentlichungen der Folgebände verfolgt und das Phänomen durch Kinobesuche, Merchandise-Käufe und Trips in die Harry-Potter-Filmstudios oder den floridianischen Harry-Potter-Vergnügungspark am Leben gehalten.
Die Harry-Potter-Reihe aber verdankt ihren sensationellen Erfolg nicht nur seiner ebenfalls berühmten und geschäftstüchtigen Schöpferin, sondern auch ihren Übersetzerinnen und Übersetzern, die dafür verantwortlich sind, dass Harry Potter zu einem globalen Phänomen wurde. Ihre Arbeit haben eingefleischte Fans, die oft jahrelang auf die Fortsetzung warten mussten, genaustens analysiert und dokumentiert – vorrangig im Internet.
Als die ersten Bände erschienen, bildeten sich dort die ersten Fanclubs, die sich den einzelnen Hogwartshäusern zuordneten und die Fortsetzungen besprachen. Seine Fans haben so nicht nur die Erfolgsgeschichte der Reihe mitgeschrieben, sondern auch auf unvergleichliche Art und Weise deren Übersetzungsgeschichte dokumentiert und sich direkt in Übersetzungsdiskurse – die sonst weniger mit der Leserschaft, sondern eher hinter verschlossenen Türen stattfinden – eingemischt. Auf der eigenen Wiki-Seite schreiben Harry-Potter-Fans eine Liste der erschienen Übersetzungen (71 offizielle Übersetzungen werden aufgelistet), geben einen Überblick über die Probleme, mit denen sich Übersetzer und Übersetzerinnen bei ihrer Arbeit konfrontiert sahen, und führen alle Namen in der Übersetzung und im Original auf.
Die verstärkte Auseinandersetzung mit der Übersetzung wurde durch verschiedene Faktoren bedingt. Zum einen mussten Fans oft lange auf das Erscheinen der Übersetzungen warten, da diese nicht gleichzeitig mit dem Original veröffentlicht wurden. Also machten sie sich selbst an die Arbeit und fingen an zu übersetzen, was dazu führte, dass sie sowohl den Originaltext und als auch die späteren offiziellen Übersetzungen genauestens unter die Lupe nahmen. Zum anderen schrieben sie selbst die Geschichte fort – in Form von Fan-Fictions, die ebenfalls zu Beschäftigung mit den sprachlichen Elementen geführt haben dürften. Die Früchte davon sind auch im akademischen Bereich zu finden, wo noch so einige ihr Fan-Dasein in wissenschaftlichen Texten ausleben.
Harry Potter hat so zu einer kollektiven Übersetzungskritik geführt, die ihresgleichen sucht. Gegenstand der Kritik ist die bis heute einzige, offizielle Übersetzung der Harry-Potter-Bücher auf dem deutschen Buchmarkt von Klaus Fritz, der alle sieben Bände sowie das vor ein paar Jahren erschiene Theaterstück Harry Potter und das verwunschene Kind (zusammen mit Anja Hansen-Schmidt) übersetzt hat. Es ist also nicht übertrieben zu behaupten, dass Klaus Fritz’ Übersetzung nicht nur zum Erfolg der Reihe beigetragen, sondern auch die Fantasie und Sprache einer ganzen Generation von Leserinnen und Lesern geprägt hat.
Keinem anderen Übersetzer wurde wohl so genau während seiner Arbeit über die Schulter geschaut wie ihm, der mit der Harry-Potter-Reihe zum ersten Mal ein Kinder- bzw. Jugendbuch übersetzte. So führten Fans beispielsweise eine penible List der Änderungen, die nachträglich an der deutschen Übersetzung vorgenommen wurden. Kritik kam dabei nicht nur vonseiten der Fans, die einige Namen und Wortspiele lieber originalgetreuer gehabt hätten, sondern auch aus Übersetzerkreisen, am lautesten von der Autorin und Übersetzerin Ulrike Draesner, die auf einer Tagung in Wolfenbüttel die deutsche Übersetzung von Harry Potter als „viel flacher als das Original“ beschrieb.
Es gibt tatsächlich gute Gründe, eine Neuübersetzung der Harry-Potter-Reihe zu fordern – jedoch nicht, weil die Übersetzung von Fritz per se misslungen ist. Fritz musste, wie viele andere Potter-Übersetzer und Übersetzerinnen, unter extremem Zeitdruck arbeiten. Nicht selten wurden die bis zu 1000 Seiten langen Bände innerhalb von drei bis sechs Monaten übersetzt. Berücksichtigt man allein die Umstände der Entstehung dieser Übersetzung ist sie mehr als zufriedenstellend, an den besten Stellen ist sie humorvoll und kreativ (dazu zählen Übersetzungen wie „Denkarium“ für „Pensieve“ oder „Seidenschnabel“ für „buckbeack“). Viele der Debatten um die Übersetzung kreisen auch allzu stark um das, was „anders“ ist als im englischen Original und gehen nicht über ein bloßes Fehlerzählen hinaus. Nur wenige der Übersetzungskritiken beschäftigen sich mit stilistischen Entscheidungen oder sprachlich problematischen Elementen, die die entscheidenderen Argumente für eine Neuübersetzung liefern.
Zunächst würde aber allein die mal mehr, mal weniger gelungene Eindeutschung von Namen für viele Fans eine Neuübersetzung rechtfertigen. Viele der sprechenden Namen, Wortspiele oder Akronyme lassen sich nur schwer übersetzen – sofern man überhaupt dafür plädiert, diese in andere Sprachen zu übertragen oder Äquivalente zu finden. Hier schon begegnet man einer häufig diskutierten Frage aller Übersetzer und Übersetzerinnen von Literatur: Soll man Eigennamen tatsächlich übersetzen?
Auf diese Frage haben die Harry-Potter-Übersetzer und Übersetzerinnen ganz unterschiedliche Antworten gefunden, aus denen sich sicherlich auch Rückschlüsse auf die Übersetzungspraktiken in den einzelnen Ländern schließen lassen. So einige haben ihrer Kreativität freien Raum gelassen und keine Scheu gehabt, auch die Namen von zentralen Figuren abzuändern. Aus „Albus Dumbledore“ wird so beispielsweise (aus nicht ganz ersichtlichen Gründen) in der italienischen Übersetzung „Albus Silente“, in der niederländischen Übersetzung wurde „Hogwarts“ in „Zweinstein“ umbenannt und im brasilianischen Portugiesisch werden „Muggel“ zu „Trouxa“.
Im Vergleich dazu hat sich Fritz also klar zurückgehalten. Bis auf das gestrichene „o“ in „Hermione“ hat Fritz die Namen der Hauptfiguren kaum geändert, obwohl sich in dem Buch so einige Möglichkeiten geboten hätten („Sirius Schwarz“ wurde in späteren Fassungen wieder zu „Sirius Black“). Auch bei Ortsnamen war Fritz vorsichtig – aus „Diagon Alley“ wurde zwar die „Winkelgasse“ und „Privet Drive“ zu „Ligusterweg“, „Hogwarts“ und „Hogsmeade“ durften jedoch ihren Namen behalten.
Für den Geschmack einiger Fans ist das schon zu viel. Dabei liefert die deutsche Übersetzung ein schönes Beispiel dafür, warum eine sklavische Beibehaltung der Namen nicht immer funktioniert – schon gar nicht in einem fantastischen Kinderbuch, in dem fast jeder Eigenname mit einer Bedeutung versehen ist:
“Excuse me, Professor Flitwick, could I borrow Wood for a moment?” Wood? thought Harry, bewildered; was Wood a cane she was going to use on him? But Wood turned out to be a person, a burly fifth-year boy who came out of Flitwick’s class looking confused.„Entschuldigen Sie, Professor Flitwick, könnte ich mir Wood für eine Weile ausleihen?“ Wood?, dachte Harry verwirrt; war Wood ein Stock, den sie für ihn brauchte? Doch Wood stellte sich als Mensch heraus, als ein stämmiger Junge aus der fünften Klasse, der etwas verdutzt aus Flitwicks Unterricht herauskam.
Die semantische Verbindung von Wood und Stock funktioniert im Deutschen schlichtweg nur für Leser oder Leserinnen, die auch Englisch können. In gewisser Weise ist diese Nicht-Übersetzung des Nachnamens „Wood“ heute fast zeitgemäßer als zu Erscheinen des Buches, weil Kinder früher Englisch lernen und dank sozialer Medien einen direkteren Draht zur englischsprachigen Kultur haben. Man kann aber davon ausgehen, dass Anfang der 2000er Jahre die meisten Kinder diese Anspielung überhaupt nicht verstanden haben. Wohl genau aus diesem Grund wurde „Oliver Wood“ im Französischen als „Olivier Dubois“ („aus Holz“) übersetzt und im Katalanischen als „Marc Roure“ („Eiche“).
Das Nicht-Übersetzen von solch sprechenden Namen hat immer auch zur Folge, dass sich Leserinnen und Lesern mit mangelnden oder dürftigen Sprachkenntnissen bestimmte Bedeutungsebenen des Textes nicht erschließen (man denke dabei auch an Namen wie „Mad-Eye Moody“). Auf diese Weise erschwert das Nicht-Übersetzen den Zugang zu einer anderen Welt (und einer anderen Kultur), den die Literatur idealerweise ebnet. Im Fall von Harry Potter ist dies besonders problematisch, weil kaum eine Buchreihe so generationenübergreifend gelesen und vorgelesen wurde. Dabei bieten schon die am häufigsten vorkommenden Namen einige Aussprachehürden und können so nicht zuletzt auch den Lesefluss behindern. Abhilfe verschaffen da sicherlich die Hörbücher und Filme: Wüsste man sonst – ohne diese oder nur mit dürftigen Englisch-Kenntnissen –, wie man „Grabbe“ und „Goyle“ oder auch „McGonagall“ ausspricht?
Im besten und gleichwohl auch interessanten Fall könnte eine Neuübersetzung Unstimmigkeiten (Warum wird „Prof. Gubbly-Plank“ als einzige Lehrerin eingedeutscht?) beheben und gleichzeitig durch kreative Umbenennungen neue Textinterpretationen freilegen. Dass es jedoch zu einer radikalen freien Übertragung kommen wird, ist eher unwahrscheinlich. Spätestens seit Erscheinen der Filme gelten die englischen Namen als etabliert und es ist fraglich, ob die Fangemeinde stärkere Eindeutschungen überhaupt in Kauf nehmen würde.
Es gibt jedoch noch andere Argumente, die für eine Neuübersetzung sprechen. Da wäre zunächst einmal der nicht ins Deutsche übertragene Dialekt, den einige Figuren sprechen. Am schmerzlichsten vermisst man diesen bei Hagrid, der laut Autorin ihren Heimatdialekt „West Country“ spricht, der wiederum zu seinem nonchalanten Charakter passt. Fritz hat diesen Dialekt in seiner Übersetzung kaum berücksichtigt, was aber sicherlich im Rahmen der Möglichkeiten gewesen wäre. An manchen Stellen, vor allem in den späteren Bänden, verkürzt Fritz zwar einige Wörter, sodass zumindest ein Hauch von Umgangssprachlichkeit suggeriert wird. Allerdings sind diese Anpassungen so zaghaft durchgeführt worden, dass sie kaum auffallen. So verliert die Figur an Esprit und Humor:
“I’m a what?”, gasped Harry. “A wizard, o‘ course”, said Hagrid, sitting back down on the sofa, which groaned and sank even lower, “an‘ a thumpin‘ good’un I’d say, once yeh’ve been trained up a bit. With a mum an‘ dad like yours, what else would yeh be?” […] “Anyway – Harry”, said the giant, turning his back on the Dursleys, “a very happy birthday to yeh. Got summat fer yeh here – I mighta sat on it at some point, but it’ll taste alright.”„Ich bin ein was?“ „Ein Zauberer, natürlich“, sagte Hagrid und setzte sich wieder auf das Sofa, das unter Ächzen noch tiefer einsank. „Und ein verdammt guter noch dazu, würd ich sagen, sobald du mal ’n bisschen Übung hast. Was solltest du auch anders sein, mit solchen Eltern wie deinen? Und ich denk, ’s ist an der Zeit, dass du deinen Brief liest.“ […] „Dir jedenfalls, Harry“, sagte der Riese und kehrte den Dursleys den Rücken zu, „einen sehr herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag. Hab hier was für dich – vielleicht hab ich zwischendurch mal draufgesessen, aber er schmeckt sicher noch gut.“
Auch Nebencharaktere wie Stan Shunpike, der launige Schaffner des Fahrenden Ritters, wirken in der Übersetzung stellenweise erstaunlich brav. Eine stärkere und auch freiere Übertragung dieser umgangssprachlichen Elemente wäre nicht nur mit Blick auf die stilistischen Spielereien des Originals sinnvoll, sondern auch hier im Sinne der Figurenzeichnung:
Ear about that ‘Arry Potter? Blew up ‘is aunt! We ‘ad ‘im ‘ere on the Knight Bus, di’n’t we, Ern? ‘E was tryin’ to run for it…
Habt ihr von Harry Potter gehört? Hat seine Tante aufgeblasen! Wir ham ihn hier im Fahrenden Ritter gehabt, oder, Ernie? Hat versucht zu entkommen …
Die Übersetzung erweckt stellenweise den Eindruck, dass sich Fritz nur vom Original wegbewegt hat, wenn er es wirklich musste. Er stellt den Inhalt über sprachliches Flair, eine Entscheidung, die man wohl im Sinne der Fans getroffen hat, die stets einen Detailverlust in der Übertragung fürchteten. Die Folge sind zu wörtliche Übersetzungen der englischen (oft idiomatischen) Wendungen, ein leider gängiges Problem bei Übertragungen aus dem Englischen. Angefangen bei „ich hoffe, […] Harry ist okay“ („I hope […] that Harry is okay“) oder „bist du okay“ („Are you okay“) zu „ich fürchte, du musst mein Büro verlassen“ („I’m afraid you will have to leave my office”) oder „natürlich sehe ich jetzt, dass es ein Fehler war“ („I see now that it was a mistake“). Solche technischen Unsauberkeiten hätte man ebenfalls in späteren Ausgaben überarbeiten können.
Kritikwürdig ist zudem die sprachliche Übersetzung von Liedern, die zwar deutlich freier übersetzt wurden, aber trotzdem im Deutschen an Finesse verlieren. Dies zeigt sich bereits bei der jährlichen Ansprachen des sprechenden Hutes im ersten Harry-Potter-Band:
Oh, you may not think I’m pretty,But don’t judge on what you see,I’ll eat myself if you can findA smarter hat than me.You can keep your bowlers black,Your top hats sleek and tall,For I’m the Hogwarts Sorting HatAnd I can cap them all.There’s nothing hidden in your headThe Sorting Hat can’t see,So try me on and I will tell youWhere you ought to be.Ihr denkt, ich bin ein alter Hut,mein Aussehen ist auch gar nicht gut.Dafür bin ich der schlauste aller Hüte,und ist’s nicht wahr, so fress ich mich, du meine Güte!Alle Zylinder und schicken Kappensind gegen mich doch nur Jammerlappen!Ich weiß in Hogwarts am besten Bescheidund bin für jeden Schädel bereit.Setzt mich nur auf, ich sag euch genau,wohin ihr gehört – denn ich bin schlau.
Der sprechende Hut büßt in der Übersetzung deutlich an Mysterium ein. Der Wechsel von dem halben Kreuzreim zu einem einfachen Paarreim lässt ihn, der doch den Erstklässlern in Hogwarts eigentlich Angst einjagt, durchschaubarer wirken. Hinzu kommen die etwas plumpen Reime (Hut-gut), die den sprechenden Hut von allem Geheimnisvollen befreien und ihn letztendlich wie einen gutmütigen Onkel klingen lassen.
Ähnlich holprig hören sich außerdem die aberwitzigen Gesänge der Slytherin-Schüler an, mit denen sie ihre Quidditch-Mannschaft im fünften Band anfeuern. Hier taucht seltsamerweise ein „Plumpudding“ auf, der vor allem dadurch auffällt, dass er allein durch seine Silbenlänge den Reim noch undurchsichtiger macht und so die Eingängigkeit der Quidditch-Gesänge erheblich mildert:
Weasley cannot save a thing,He cannot block a single ring,That’s why Slytherins all sing:Weasley is our King.Weasley was born in a bin,He always lets the Quaffle in,Weasley will make sure we win,Weasley is our King.Weasley fängt doch nie ein Ding,
Schützt ja keinen einz’gen Ring,So singen wir von Slytherin:Weasley ist unser King.Weasley ist dumm wie ’n Plumpudding,Lässt jeden Quaffel durch den Ring.Weasley sorgt für unsern Gewinn,Weasley ist unser King.
Das stärkste Argument für eine Neuübersetzung ist letztlich jedoch die Tatsache, dass Fritz die Harry-Potter-Bücher kurz nach Erscheinen übersetzt hat, also ohne einen Überblick über den Plot der gesamten Reihe zu haben. Als er angefangen hat, den ersten Band zu übersetzen, war die Veröffentlichung von sechs weiteren Bänden kaum abzusehen. Dass sich also in der Übersetzung Unstimmigkeiten und sprachliche Grobheiten finden lassen, ist gemessen an ihrer schieren Länge wenig überraschend. Diese Praxis hatte also auch Auswirkungen auf die Gesamtqualität der Übersetzung, das ist unbestreitbar.
Aber selbst wenn man an der Übersetzung außer einigen offensichtlichen Schönheitsfehlern wenig auszusetzen findet, bleibt immer noch die Frage: Ist sie so gut wie das Original? Diesem Vergleich hält die Übersetzung von Klaus Fritz nicht stand, dafür fehlt es ihr letztlich an Flair und Eigensinn. (Und wer hier argumentiert, dass Übersetzungen nie so gut wie das Original sein können, der hat noch keine exzellenten Übersetzungen gelesen.) Man fragt sich, wie eine Übersetzung von einem Übersetzer oder einer Übersetzerin klingen mag, die sich das ganze Potter-Universum in Ruhe und in seiner ganzen Fülle erschließen kann.
Obwohl es die Harry-Potter-Reihe inzwischen seit über zwanzig Jahren gibt und der Erfolg sich kaum übertreffen lässt, ist (noch) nicht absehbar, ob die Bücher wirklich den Test der Zeit bestehen. Zu dem anhaltenden Erfolg hat sicherlich seine Autorin einiges beigetragen. Denn auch nach Erscheinen des letzten Bandes im Jahr 2007 offenbart Rowling, die erst vor Kurzem scharf kritisiert wurde, immer wieder neue Lesarten und streut stetig Hintergrundinformationen ein. Es bleibt abzuwarten, was junge Leserinnen und Leser von der „bossy“ Hermine oder dem „wilden“ Hagrid in zwanzig Jahren halten werden.
Auch Übersetzungen sind ein Produkt ihrer Zeit und damit genauso wenig gegen Alterungserscheinungen gefeit wie das Original. In gewisser Weise können Neuübersetzung jedoch das Original wiederbeleben, indem sie ein anderes Textverständnis und neue Lesarten offenbaren. Die Harry-Potter-Reihe bietet für so ein Unterfangen großen Spielraum und dies wäre im Sinne des Originals. Und nicht zuletzt wäre eine Neuübersetzung auch großes Geschenk für die leidenschaftlichen Potter-Fans, die hartnäckig gezeigt haben, dass Übersetzungskritik für alle Leserinnen und Leser ein großer Spaß sein kann.