Wer darf wen übersetzen?

Nach welchen Kriterien wählen Verlage Übersetzer*innen aus? Der Fall Gorman-Rijneveld zeigt, wie politisch die Entscheidung sein kann.

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Amanda Gorman bei der Inauguration von Joe Biden und Kamala Harris (Bild: Carlos M. Vazquez II, Quelle: Wikimedia)

In den Nie­der­lan­den beherrscht seit einer Woche eine Debat­te über die nie­der­län­di­sche Über­set­zung der Gedich­te von Aman­da Gor­man die Lite­ra­tur­sze­ne oder gar das gan­ze Land. Aus Übersetzer*innensicht ist die Dis­kus­si­on unglaub­lich span­nend und lan­ge fäl­lig, denn sie spie­gelt aktu­el­le gesell­schaft­li­che Ent­wick­lun­gen und Dis­kus­sio­nen wider. Aber fan­gen wir lie­ber vor­ne an.

Am 23. Febru­ar pos­te­te Marie­ke Lucas Rijn­eveld, bekannt durch den Debüt­ro­man Was man sät, der im ver­gan­ge­nen Jahr mit dem Inter­na­tio­nal Boo­ker Pri­ze aus­ge­zeich­net wur­de, den fol­gen­den Tweet: 

Groß­ar­ti­ge Neu­ig­kei­ten! Ich füh­le mich geehrt, das Inau­gu­ra­ti­ons­ge­dicht „The Hill We Climb“ von Aman­da Gor­man und ihren ers­ten Gedicht­band über­set­zen zu dür­fen. „The Hill We Climb“ wird am 30. März ver­öf­fent­licht, der ers­te Gedicht­band erscheint am 21. August.

Hier die ers­te wich­ti­ge Infor­ma­ti­on für die Dis­kus­si­on: Rijn­eveld ist Schriftsteller*in und hat noch kei­ner­lei Über­set­zungs­er­fah­rung vor­zu­wei­sen. Dar­über hin­aus hat­te Rijn­eveld in einem Inter­view im letz­ten Jahr erwähnt, dass das eige­ne Eng­lisch schlecht sei. Aus die­sem Grund liegt die Fra­ge, war­um der nie­der­län­di­sche Ver­lag Meu­len­hoff Marie­ke Lucas Rijn­eveld aus­ge­sucht hat, auf der Hand. Doch die­se Fra­ge war am Ende nicht diskussionsbestimmend.

Statt­des­sen misch­ten sich unter die Gratulant*innen auf Twit­ter auf­ge­brach­te Kommentator*innen – denn Marie­ke Lucas Rijn­eveld ist Weiß. Über Rijn­eveld und Meu­len­hoff schwapp­te eine Flut­wel­le der Kri­tik. Auch die Akti­vis­tin und Jour­na­lis­tin Janice Deul reagier­te in der nie­der­län­di­schen Tages­zei­tung De Volks­krant mit einem ver­nich­ten­den Kom­men­tar:

Eine unbe­greif­li­che Ent­schei­dung, aus mei­ner Sicht und aus der Sicht vie­ler ande­rer, die über die sozia­len Medi­en ihrem Schmerz, der Frus­tra­ti­on, der Wut und Ent­täu­schung Aus­druck ver­lie­hen haben. Havard-Alum­na Gor­man, groß­ge­zo­gen von einer allein­ste­hen­den Mut­ter und wegen eines Sprach­feh­lers als „Special-Needs“-Kind abge­stem­pelt, beschreibt sich selbst als „skin­ny Black girl“. Ihre Arbeit und ihr Leben sind durch ihre Erfah­run­gen und ihre Iden­ti­tät als Schwar­ze Frau gekenn­zeich­net. Ist es dann – gelin­de gesagt – nicht eine ver­pass­te Chan­ce, Marie­ke Lucas Rijn­eveld mit die­ser Auf­ga­be zu betrau­en? Rijn­eveld ist Weiß, nicht-binär, hat kei­ne Erfah­rung in die­sem Bereich, aber ist Meu­len­hoff zufol­ge die per­fek­te Wahl? […] War­um wird nicht ein*e Schriftsteller*in aus­ge­wählt, der/die – wie Gor­man – Spo­ken Word Artist ist, jung, weib­lich und: una­po­lo­ge­ti­cal­ly Black?

Meu­len­hoff und Rijn­eveld reagier­ten auf die Kri­tik und ver­öf­fent­lich­ten am 24. Febru­ar ein State­ment, in dem sie die Übersetzer*innenwahl begrün­de­ten: Gor­man und ihr Team hät­ten von Anfang an kla­re Anfor­de­run­gen an die Übersetzer*innen gestellt. Die Übersetzer*in sol­le eine Per­son mit einer per­sön­li­chen Affi­ni­tät zu Gorm­ans Werk sein, auch in Bezug auf Stil und Ton. So hät­ten Gor­man und Rijn­eveld bei­de sehr jung inter­na­tio­na­le Aner­ken­nung für ihre Wer­ke erfah­ren. Dar­über hin­aus wür­den bei­de für wich­ti­ge The­men ein­ste­hen, Marie­ke Lucas Rijn­eveld bei­spiels­wei­se für Geschlech­ter­gleich­stel­lung. Aman­da Gor­man und ihr Team hät­ten sofort posi­tiv auf den Vor­schlag, Marie­ke Lucas Rijn­eveld zu enga­gie­ren, reagiert. Zudem sei unab­hän­gig von dem oder der Übersetzer*in vor­ab mit Gorm­ans Team ver­ein­bart wor­den, „Sen­si­ti­vi­ty Rea­ders“ ein­zu­set­zen, die die Tex­te kri­tisch begut­ach­ten sollten.

Die­ses State­ment konn­te der Kri­tik nicht den Wind aus den Segeln neh­men, und der Druck, der von außen auf Rijn­eveld aus­ge­übt wur­de, nahm über­hand: Rijn­eveld trat am 26. Febru­ar vom Auf­trag  zurück. Auf Twit­ter schrieb Marie­ke Lucas Rijn­eveld unter anderem: 

Hier­mit möch­te ich bekannt­ge­ben, dass ich beschlos­sen habe, vom Auf­trag für die Über­set­zung von Aman­da Gorm­ans Werk zurück­zu­tre­ten. Ich bin scho­ckiert von der Auf­re­gung rund um mei­ne Betei­li­gung an der Ver­brei­tung von Aman­da Gorm­ans Bot­schaft und habe Ver­ständ­nis für die Men­schen, die durch die Ent­schei­dung Meu­len­hoffs, mich zu fra­gen, gekränkt sind.

Maai­ke de Noble, die Geschäfts­füh­re­rin von Meu­len­hoff, schrieb kurz dar­auf, man habe in den ver­gan­ge­nen Tagen vie­le Erkennt­nis­se gewon­nen und wol­le wei­ter zuhö­ren, ler­nen und den Dia­log suchen. Der Ver­lag sei jetzt auf der Suche nach einem neu­en Team.

Es steht außer Fra­ge, dass Deul in ihrem Kom­men­tar wich­ti­ge Punk­te in Bezug auf die struk­tu­rel­le Benach­tei­li­gung von BIPoC (Black, Indi­ge­nous, Peo­p­le of Color) anspricht. Deul lie­fert auch gleich eine Lis­te mit BIPoC, die Spo­ken Word Artists sind (aber kei­ne Übersetzer*innen) und for­dert die nie­der­län­di­sche Lite­ra­tur­sze­ne dazu auf, die Men­schen, die nur einen win­zi­gen Teil des lite­ra­ri­schen Sys­tems aus­mach­ten, zu „umar­men”. Talen­tier­te BIPoC müss­ten gese­hen, gehört und geschätzt wer­den, ihr Werk sol­le ver­öf­fent­licht und fair ver­gü­tet wer­den. Deul schließt mit den Wor­ten: „Black Spo­ken Word Artists Matter.”

Der nie­der­län­di­sche Ver­lag Meu­len­hoff hat defi­ni­tiv eine wich­ti­ge Chan­ce ver­passt. Denn durch ihren Auf­tritt bei der Amts­ein­füh­rung von Joe Biden lös­te Aman­da Gor­man welt­weit begeis­ter­te Reak­tio­nen aus. Seit dem 21. Janu­ar steht Gor­man für die Hoff­nung auf eine bes­se­re Zukunft, für das Auf­bre­chen von fest­ge­fah­re­nen Struk­tu­ren, für die Bewe­gung Black Lives Mat­ter. Das Maga­zin Time sti­li­siert die jun­ge Dich­te­rin zur Ver­tre­te­rin der „Black Renais­sance” der Kul­tur und macht sie so end­gül­tig zu einer Sym­bol­fi­gur. Meu­len­hoff hat­te die Chan­ce, auch in den Nie­der­lan­den ein Zei­chen zu set­zen, ein poli­ti­sches State­ment abzu­ge­ben. Auch wenn die von Deul genann­ten Spo­ken Word Artists kei­ne Erfah­rung im Über­set­zen haben, hät­ten sie zusam­men mit erfah­re­nen Übersetzer*innen ein Team bil­den kön­nen. Pro­fi­tiert hät­ten davon wahr­schein­lich alle Betei­lig­ten. Statt­des­sen ent­schied sich der nie­der­län­di­sche Ver­lag dazu, eine Mar­ke­ting­stra­te­gie zu ver­fol­gen, die auf den größt­mög­li­chen finan­zi­el­len Gewinn aus­ge­legt war. Eine ver­ta­ne Chan­ce, die die ver­krus­te­ten Struk­tu­ren der Lite­ra­tur­sze­ne nur zu gut wider­spie­gelt, in der Diver­si­tät noch immer klein geschrie­ben wird. 

Ich möch­te auch aus Über­set­ze­rin­nen­per­spek­ti­ve auf die Debat­te ein­ge­hen und dafür zuerst einen Face­book-Kom­men­tar zu Rijn­evelds Rück­zug zitieren: 

[…] Meu­len­hoff, greift jetzt bit­te durch und sucht die schwar­ze jun­ge Frau. Und gebt auch Marie­ke Lucas Rijn­eveld den drin­gend nöti­gen Auf­trag, ein Buch über nicht-binä­re Iden­ti­tät zu übersetzen. […]

In die­sem Kom­men­tar wird die Ansicht ver­tre­ten, eine jun­ge Schwar­ze Frau kön­ne nur von einer jun­gen Schwar­zen Frau über­setzt wer­den. Und da Marie­ke Lucas Rijn­eveld sich als nicht-binär iden­ti­fi­ziert, kann, ja soll oder muss Rijn­eveld der Kom­men­tar­schrei­be­rin zufol­ge ein Buch über nicht-binä­re Iden­ti­tät über­set­zen. Wird es zu einem Pro­blem, wenn Frau­en aus­schließ­lich Frau­en über­set­zen dür­fen, Män­ner aus­schließ­lich Män­ner und Chris­ten kei­ne Mus­li­me? Und wo zieht man die Gren­ze? Es ist eine Dis­kus­si­on, die in Übersetzer*innenkreisen tat­säch­lich immer wie­der auf­keimt: Wer darf was über­set­zen? Wer kann wel­cher Per­spek­ti­ve Aus­druck ver­lei­hen? Kann ich als jun­ge Über­set­ze­rin den Text einer 80-jäh­ri­gen Frau über­set­zen? Einen schö­nen Bei­trag zu die­sem The­ma hat Olga Radetz­ka­ja in der Rei­he TOLEDO Talks veröffentlicht.

Gute Übersetzer*innen stel­len sich in den Dienst des Aus­gangs­tex­tes. Übersetzer*innen sind Kulturvermittler*innen, die im Ide­al­fall alles dar­an set­zen, den Aus­gangs­text ange­mes­sen in die Ziel­spra­che zu über­tra­gen und auf die­se Wei­se einen bestimm­ten Kul­tur­kreis einem ande­ren Kul­tur­kreis zugäng­lich zu machen. Über­set­zen ist immer auch Kul­tur­trans­fer. Die genaue und aus­führ­li­che Recher­che gehört genau­so zur Arbeit von Übersetzer*innen wie die Text­ar­beit. Und dazu gehört auch das Hin­hö­ren, der Dia­log. Hat man kei­ne per­sön­li­che Erfah­rung mit einem bestimm­ten The­men­feld, sucht man nach Erfah­run­gen aus ers­ter Hand. Natür­lich kön­nen Wei­ße, pri­vi­le­gier­te Übersetzer*innen nie­mals die Ras­sis­mus­er­fah­run­gen von BIPoC nach­emp­fin­den – das zu behaup­ten wäre ver­mes­sen und falsch – aber auch sie kön­nen sich in den Dienst des Tex­tes und in den Dienst der Bot­schaft stellen.

Es ist auf­fäl­lig, wie weni­ge BIPoC in der west­li­chen Über­set­zer­bran­che zu fin­den sind. Dahin­ter ver­birgt sich ein struk­tu­rel­les Pro­blem, das nicht klein­ge­re­det wer­den darf. Übersetzer*innen grund­sätz­lich auf­grund ihrer mit der Autor*in über­ein­stim­men­den Merk­ma­le aus­zu­su­chen, bringt ande­re Pro­ble­me mit sich. Statt­des­sen soll­te ein stär­ke­res Bewusst­sein dafür ent­wi­ckelt wer­den, war­um es pro­ble­ma­tisch ist, wenn Wei­ße die Tex­te von BIPoC über­set­zen und eine Offen­heit für neue Arbeits­wei­sen geschaf­fen werden. 

Offen­sicht­lich wur­de Rijn­eveld nicht auf­grund der über­set­ze­ri­schen Qua­li­tä­ten ange­fragt (wie gut die­se auch sein mögen), son­dern wegen der Popu­la­ri­tät – gera­de auch im eng­lisch­spra­chi­gen Raum. Der Inter­na­tio­nal Boo­ker Pri­ze hat Rijn­eveld schnell zu einer Berühmt­heit der Lite­ra­tur­sze­ne gemacht. Meu­len­hoff sah in der Kom­bi­na­ti­on Gor­man-Rijn­eveld wahr­schein­lich ein rie­si­ges Dol­lar­zei­chen. Dass die­ser Mar­ke­ting­streich der­ma­ßen nach hin­ten los­geht, hat Meu­len­hoff sicher nicht erwar­tet. Es ist zwar nicht unüb­lich, dass Dichter*innen anders­spra­chi­ge Gedich­te über­set­zen, ohne „haupt­be­ruf­lich“ das Über­set­zer­fach aus­zu­üben, doch es kommt sel­ten vor, dass jemand mit einer sol­chen Auf­ga­be betraut wird, der sich weder mit aus­ge­zeich­ne­ten Eng­lisch­kennt­nis­sen rühmt, noch Über­set­zungs­er­fah­rung hat. Die nicht nach­weis­ba­ren Übersetzer*innenqualitäten wur­den in der Öffent­lich­keit nur am Ran­de bemän­gelt. Dabei ist das Über­set­zen eine her­aus­for­dern­de und facet­ten­rei­che Auf­ga­be, die nicht jeder zu meis­tern ver­mag und für die es nicht allein aus­reicht, Schrifsteller*in zu sein.

Ende März erscheint auch die deut­sche Über­set­zung von Aman­da Gorm­ans Gedicht­band bei Hoff­mann und Cam­pe in einer Über­set­zung von Kübra Gümü­say, Hadi­ja Haru­na-Oel­ker und Uda Strät­ling. Der deut­sche Ver­lag hat anschei­nend etwas genau­er über die Über­set­ze­rin­nen­wahl nach­ge­dacht, als die nie­der­län­di­schen Kolleg*innen.

Meu­len­hoff hat jeden­falls auf gan­zer Linie ver­sagt. Der Ver­lag hat weder den Aspekt der Diver­si­tät hin­rei­chend berück­sich­tigt, noch die Her­aus­for­de­run­gen, die das Über­set­zen von Lite­ra­tur mit sich bringt. Aber wir alle kön­nen aus die­sem Fall etwas ler­nen: Lasst uns die Mög­lich­kei­ten, den struk­tu­rel­len Ras­sis­mus der Kul­tur­bran­che zu durch­bre­chen, begrü­ßen und nut­zen. Neue Wege wie Koope­ra­tio­nen von Spo­ken Word Artists, BIPoC und erfah­re­nen Übersetzer*innen kön­nen unser aller Blick weiten.

6 Comments

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  1. 1
    Tim Slater

    Ers­tens: Ich habe das Gedicht weder gehört noch gele­sen, und ver­mu­te auch, das etwas, das bei der Amts­ein­füh­rung Prä­si­dent Bidens vor­ge­tra­gen wur­de, nicht so toll ist, wie des­sen Unter­stüt­ze­rIn­nen in den Mas­sen­me­di­en uns glau­ben machen wollen.

    Zwei­tens: Daß Ver­la­ge manch­mal „Über­set­ze­rIn­nen“, ins­be­son­de­re Schrift­stel­le­rIn­nen, nicht nach Kom­pe­tenz, son­dern nach Wer­be­wirk­sam­keit des Namens aus­wäh­len, ist kei­nes­wegs neu (wobei die Fra­ge, wer tat­säch­lich über­setzt hat, meis­tens gar nicht gestellt wird). Daß die­ser Ver­lag und die beab­sich­tig­te „Über­set­ze­rin“ sofort vor einem übli­chen Shit­s­torm von Twit­ter-Trolls in den sogann­ten „sozia­len Medi­en“ ein­ge­knickt sind, ver­stärkt den Ver­dacht, daß es in die­sem Fall genau­so gelau­fen ist.

    Mir ist auch auf­ge­fal­len, daß eine sich selbst als »Mode- und Kulturaktivistin«.bezeichnende Frau das los­ge­tre­ten hat, und sel­ber Leu­te vor­ge­schla­gen hat, die auch kei­ne Über­set­ze­rin­nen sind
    (übri­gens: war­um fragt nie­mand, wel­che von denen per­sön­li­che Erfah­rung mit dem Leben jun­ger schwar­zer Frau­en in den USA haben, auch wenn es kei­ne Har­vard-Absol­ven­tin­nen sind). Es ging ihr (abge­se­hen von der Publi­ci­ty für sich sel­ber) also gar nicht um die Qua­li­tät der Über­set­zung. Und daß die Autorin die ursprüng­li­che Wahl gelobt hat, legt den Ver­dacht nahe, daß es auch ihr vor allem um Publi­ci­ty und Ver­kaufs­zah­len ging. Aber da sie haupt­be­ruf­lich Man­ne­quin ist, kann es auch sein, daß das ihr von Mana­gern und Bera­tern in den Mund gelegt wur­de – und das wür­de viel­leicht auch das Inter­es­se einer »Mode­ak­ti­vis­tin« erklären.

    Und was Diver­si­tät betrifft: „, den struk­tu­rel­len Ras­sis­mus der Kul­tur­bran­che zu durch­bre­chen,“ – den gibt es ver­mut­lich auch, aber bedeut­sa­mer ist das wirk­li­che Tabu, die KLASSENGESELLSCHAFT.

  2. 2
    M. A. Titz

    Unab­hän­gig von der Qua­li­fi­ka­ti­ons­fra­ge stellt sich im hie­si­gen Rechts­staat die Fra­ge, ob eine Auf­trags­ver­ga­be, die sich dekla­ra­to­risch an der Haut­far­be und am Geschlecht des Auf­trag­neh­mers ent­schei­det, nicht gegen das Dis­kri­mi­nie­rungs­ver­bot des Art. II (3) GG verstößt.
    Daß im offen­sicht­li­chen Vor­brin­gen der o.g. „Akti­vis­ten“ über­dies kein Beleg in Form von Gerichts­ur­tei­len für die behaup­te­te Dis­kri­mi­nie­rung ange­führt wur­de spricht ja nur für den Ersatz von objek­ti­vier­tem Recht durch sub­jek­tiv behaup­te­tes Empfinden.
    Dar­um kann man bezwei­feln, daß durch sol­che Aktio­nen eine posi­ti­ve Ver­än­de­rung der dis­kur­si­ven Gesell­schaft bewirkt wird. Wahr­schein­li­cher scheint mir, daß es durch Argu­men­ta­ti­ons­ar­mut eine demo­kra­tie­schäd­li­che Lager­bil­dung fördert.
    Die ange­spro­che­ne Klas­sen­ge­sell­schaft, so sie tat­säch­lich eine Rol­le spielt (was ange­sichts der Sozio­lo­gie der Künst­le­rin aller­dings argu­men­tier­bar wäre), wäre wahr­schein­lich ein The­ma von grö­ße­rem Breiteninteresse.

  3. 4
    Georg Kastrioti

    An die noble Frau Maai­ke le Noble oder an Frau Janice Deul e tut­ti quan­ti: Qua­li­tät der Über­set­zung? Egal! Zur Ent­schei­dung ste­hen? Ooch neee nich!
    Merkt nie­mand den fie­sen Sub­text der gan­zen Affai­re? Die Schwar­zen sol­len unter sich blei­ben? Mit denen haben wir nix zu tun, kön­nen wir gar nichts zu tun haben, haben ja nicht deren Erfah­run­gen als Schwar­ze und wer­den sie nie haben???
    Was wird aus die­ser Abgren­zung, wenn der Wind nach total rechts dreht?? Das ist heu­te weiß Gott kein theo­re­ti­sches Pro­blem. Wenn der rech­te Wind zum Sturm anschwillt? Wenn man schon heu­te null Stan­ding hat!

  4. 5
    E. Mustermann

    „Dabei ist das Über­set­zen eine her­aus­for­dern­de und facet­ten­rei­che Auf­ga­be, die nicht jeder zu meis­tern ver­mag und für die es nicht allein aus­reicht, Schrifsteller*in zu sein.“ So ist es, und war­um stel­len Sie dann die Fra­ge nicht, wel­che Über­setz­er­qua­li­fi­ka­tio­nen Gümü­say und Haru­na-Oel­ker denn bit­te haben sol­len? Die­se Wahl ist noch offen­sicht­lich pein­li­cher als die von Rijneveld.

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