Gro­ße klei­ne Spra­che Hebräisch

Zum aktuellen Themenjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ widmen wir uns der hebräischen Sprache und lesenswerten Literaturübersetzungen aus Israel.

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Bild "Attached" von Gershon Molad, 2017: Mehrere Farb- und Textschichten überlagern einander
Attached von Gershon Molad, 2017 (mit freundlicher Genehmigung des Künstlers)

Es gibt etwa 7000 Spra­chen auf der Welt, doch nur ein win­zi­ger Bruch­teil davon wird ins Deut­sche über­setzt. Wir inter­view­en Men­schen, die Wer­ke aus unter­re­prä­sen­tier­ten und unge­wöhn­li­chen Spra­chen über­set­zen und uns so Zugang zu wenig erkun­de­ten Wel­ten ver­schaf­fen. Alle Bei­trä­ge der Rubrik fin­det ihr hier.


Wie haben Sie Hebrä­isch gelernt?

Nach dem Abitur 1980 in Tübin­gen ging ich zunächst als Frei­wil­li­ge der Akti­on Sühnezeichen/Friedensdienste nach Isra­el. In den 18 Mona­ten Alten­ar­beit dort habe ich die Spra­che im Grun­de wie ein Kind gelernt: durch Zuhö­ren, Rum­rät­seln, Nach­fra­gen und Nach­spre­chen. (Ich glau­be, hier liegt der Grund, dass ich so schnell den Weg zum Lyrik­über­set­zen fand.) Danach woll­te ich aber auch sys­te­ma­tisch Lesen und Schrei­ben ler­nen, um etwas von dem Neu­ent­deck­ten nach Hau­se mit­neh­men zu kön­nen, wo damals, soviel ich wuss­te, nie­mand Ivrith (heu­ti­ges moder­nes Hebrä­isch) sprach. Also ver­brach­te ich wei­te­re 18 Mona­te in klas­si­schen Ein­wan­de­rer-Sprach­kur­sen in Jerusalem.

Fas­zi­niert hat mich beim Erler­nen der Spra­che, dass man, wie bei den semi­ti­schen Spra­chen über­haupt, von einer ein­zi­gen „Wort­wur­zel“, die eine Grund­be­deu­tung ent­hält, nach fest­ge­leg­ten Wor­bil­dungs­mus­tern ver­schie­dens­te Ver­ben, Adjek­ti­ve, Sub­stan­ti­ve und Abs­trak­ta ablei­ten kann. Dadurch kann man (gera­de als Anfän­ge­rin, wenn einem noch so vie­le Wör­ter feh­len) auch Wör­ter bil­den, deren Stel­len im sprach­li­chen Sys­tem viel­leicht gar nicht besetzt sind, die aber den­noch sofort ver­stan­den werden.

Haben Sie neben moder­nem Hebrä­isch auch Alt­he­brä­isch gelernt?

1983 kehr­te ich nach Tübin­gen zurück, stu­dier­te erst Bibli­sches Hebrä­isch und dann an der Frei­en Uni­ver­si­tät Ber­lin im Haupt­fach Juda­is­tik. Dort lern­ten wir zunächst die Grund­la­gen der ver­schie­de­nen his­to­ri­schen Ent­wick­lungs­stu­fen des Hebräi­schen, ange­fan­gen vom Alten Tes­ta­ment, dem Ten­ach (ab 7. Jahr­hun­dert vor Chr.), über Misch­na und Tal­mud (im 3.–6. Jahr­hun­dert), zur mit­tel­al­ter­li­chen Poe­sie bis hin zum Hebräi­schen der jüdi­schen Auf­klä­rung und dem moder­nen Ivrith. All die­se Sprach­schich­ten unter­schei­den sich etwas in Gram­ma­tik und Syn­tax, und jede füg­te im Lau­fe der Jahr­hun­der­te dem bis­he­ri­gen Bestand einen neu­en, eige­nen Wort­schatz und vor allem ihre cha­rak­te­ris­ti­sche eige­ne Lite­ra­tur hinzu.

Die­se frü­he­ren Sprach­schich­ten sind im moder­nen Hebrä­isch – und das ist sei­ne gro­ße Beson­der­heit – noch leben­dig und erkenn­bar ent­hal­ten. Sie sind nicht, wie etwa das Alt- oder Mit­tel­hoch­deut­sche bei uns, von neue­ren über­schrie­ben wor­den. Auf eben die­ser Beson­der­heit beruht auch die hebräi­sche Lesekultur.

Mit jedem neu­en Autor, den ich über­set­ze, erschließt sich mir ein jeweils neu­er Umgang mit die­sem enor­men syn­chro­nen Sprach­schatz. Es gibt AutorIn­nen, die sich fast aus­schließ­lich in der neu­es­ten Schicht des Ivrith bewe­gen, und ande­re, die nur sel­ten, für beson­de­re Situa­tio­nen ganz gezielt auf die tie­fe­ren, alten Sprach­schich­ten zurück­grei­fen, und es gibt sol­che, die dies bei­nah in jedem Absatz tun. Damit rufen sie ganz bewusst ent­we­der den asso­zia­ti­ven Kon­text der jüdi­schen Tra­di­ti­ons­li­te­ra­tur (also von Ten­ach, Misch­na, Tal­mud oder den Gebets­tex­ten) mit auf, wie etwa Samu­el Joseph Agnon oder Cha­im Be’er, oder sie nut­zen die alten Quel­len pri­mär als Fund­gru­be für einen star­ken, nicht abge­grif­fe­nen Wort­schatz, wie Zeru­ya Shalev.

Was sind die größ­ten Schwie­rig­kei­ten beim Über­set­zen aus dem Hebräi­schen? Wie gehen Sie damit um?

Die größ­te Schwie­rig­keit beim Über­set­zen bestimm­ter lite­ra­ri­scher Tex­te liegt wohl weni­ger in den Unter­schie­den zwi­schen indo­eu­ro­päi­schen und semi­ti­schen Sprach­sys­te­men als in einer Beson­der­heit der hebräi­schen Lese­kul­tur. Wäh­rend christ­li­che Kul­tu­ren auf Bibel­über­set­zun­gen fußen, haben Juden über die Jahr­hun­der­te am hebräi­schen Ori­gi­nal­text des Ten­ach in sei­ner ursprüng­li­chen sprach­li­chen Form fest­ge­hal­ten und sich gegen jede Über­set­zung oder eine Anglei­chung an den Sprach­wan­del gewehrt. Sie haben damit also an der spe­zi­fi­schen Ver­bin­dung von Inhalt und Form des geof­fen­bar­ten Tex­tes festgehalten.

Ent­spre­chend wird beim tra­di­tio­nel­len hebräi­schen Text­stu­di­um nicht nur die Bedeu­tung der Ver­se, son­dern auch ihre genaue sprach­li­che Form als inte­gra­ler Bestand­teil des Tex­tes wahr­ge­nom­men und mit memo­riert. Man prägt sich die Ver­se in ihrer Ori­gi­nal­form ein und kann des­halb in Jahr­hun­der­te spä­ter geschrie­be­nen Tex­ten auch kleins­te Bruch­stü­cke von ihnen wie­der­erken­nen. Das kann in christ­li­chen Kul­tu­ren nicht statt­fin­den, weil die Inhal­te der bibli­schen Bücher in immer wie­der neue, moder­ne­re sprach­li­che For­men gegos­sen wer­den und es kei­ne ori­gi­na­le und ver­bind­li­che Mate­ria­li­tät der bibli­schen Spra­che gibt. Eine gewis­se Aus­nah­me bie­tet die eng­li­sche King James-Ver­si­on, die zwar nicht in ihrem O‑Ton von 1534, aber doch in der Revi­si­on von 1769 bis heu­te eine Art „bibli­sches Eng­lisch“ bewahr­te. Damit kom­me ich zur nächs­ten Frage:

Was kann Hebrä­isch, was Deutsch nicht kann?

Hebräi­sche AutorIn­nen haben heu­te die Mög­lich­keit, mit­tels bestimm­ter Wort­for­men aus dem Ten­ach und ande­ren Tex­ten der Tra­di­ti­ons­li­te­ra­tur ganz gezielt einen kom­plett ande­ren Kon­text mit auf­zu­ru­fen, ohne dass sie die dor­ti­ge Geschich­te selbst erzäh­len müss­ten, denn sie kön­nen anneh­men, dass ihre Leser die von dort stam­men­den Wort­for­men wie­der­erken­nen und sich über sie an die auf­ge­ru­fe­ne Sze­ne erin­nern. Damit kön­nen sie, ohne ein ein­zi­ges Wort hin­zu­zu­fü­gen, in ihren Tex­ten manch­mal sehr sub­ver­siv einen dop­pel­ten Boden anle­gen, ohne ihn expli­zie­ren zu müs­sen. Wer sich an die ent­spre­chen­de bibli­sche oder tal­mu­di­sche Stel­le erin­nert, hört die zusätz­lich mit ein­ge­floch­te­ne Per­spek­ti­ve, wer nicht – eben nicht. Das bedeu­tet aber, dass ver­schie­de­ne Lese­rIn­nen des Ori­gi­nals so einen Text ganz unter­schied­lich lesen, je nach­dem, wie sehr und wie inten­siv sie die Tra­di­ti­ons­li­te­ra­tur rezi­piert haben.

Hier­aus ergibt sich für mich beim Über­set­zen die Fra­ge: Wes­sen Lese­ein­druck soll ich denn an mei­ne deutsch­spra­chi­gen Lese­rIn­nen wei­ter­ge­ben? Soll ich, wie in der gera­de erschie­nen Über­set­zung von Zeru­ya Shalevs Roman Schick­sal, die bewuss­te Akti­vie­rung älte­rer Schich­ten des Hebräi­schen wahr­neh­men oder dar­über hin­weg­le­sen? Hebräi­sche Lese­rIn­nen ent­schei­den das selbst; als Über­set­ze­rin aber muss ich für mein Lese­pu­bli­kum ent­schei­den, wel­cher Les­art ich mit mei­ner Über­set­zung fol­gen will, und wie und ob über­haupt ich die­ses spe­zi­fisch hebräi­sche Phä­no­men der Gleich­zei­tig­keit ver­schie­de­ner his­to­ri­scher Sprach­schich­ten auf Deutsch gestalte.

Manch­mal hilft da Luther. Da sich Luthers bibli­scher Ton ja nicht nur bei from­men Bibel­le­se­rIn­nen, son­dern auch über die Musik, etwa die Bach­kan­ta­ten, beim deutsch­spra­chi­gen Lese­pu­bli­kum durch­aus ein­ge­prägt hat, baue ich beson­ders in der Lyrik für sol­che Anspie­lun­gen auf eine Art „Luther­ton“ und ver­wen­de dabei bewusst nicht die neu­es­te, son­dern eine der älte­ren Revi­sio­nen sei­ner Über­set­zung des Alten Tes­ta­ments (die von 1964). Frei­lich erkennt man in der christ­lich gepräg­ten Lese­kul­tur dann doch meist nur den all­ge­mein Bibel­ton und nicht die spe­zi­fi­sche Text­stel­le, auf die ange­spielt wird. In Glücks­fäl­len gelingt es, ver­gleich­ba­re Asso­zia­ti­ons­ket­ten anzu­le­gen, oft braucht es dann aber eben doch eine erklä­ren­de Anmer­kung im Anhang. (Mehr und auch Bei­spie­le hier­zu vgl. mei­nen Bei­trag „Asso­zia­ti­ons­wel­ten des Hebräi­schen“1 und auf mei­ner Web­sei­te zum Gedicht von Yitz­hak Laor „Mein Gefährte“.)

Wie sieht die moder­ne hebräische/israelische Lite­ra­tur­sze­ne aus?

Noch bevor Juden nach Paläs­ti­na zurück­kehr­ten, eine Hebrä­isch spre­chen­de Gesell­schaft auf­bau­ten und 1948 den Staat Isra­el grün­de­ten, war die säku­la­re hebräi­sche Lite­ra­tur bereits in der Dia­spo­ra sehr ent­wi­ckelt. Gera­de im Exil kam den hebräi­schen Zeit­schrif­ten ab Mit­te des 18. Jahr­hun­derts eine gro­ße iden­ti­täts­stif­ten­de Bedeu­tung zu. Heu­te gibt es in Isra­el eini­ge gro­ße, aber auch jedes Jahr mehr neue klei­ne Ver­la­ge, die sehr lite­ra­ri­sche, auch expe­ri­men­tel­le Tex­te, Lyrik und vie­le Über­set­zun­gen aus ande­ren Spra­chen her­aus­brin­gen. Dar­über hin­aus erschei­nen meh­re­re wich­ti­ge lite­ra­ri­sche Zeit­schrif­ten, die ganz unter­schied­li­che ästhe­ti­sche und poli­ti­sche Rich­tun­gen ver­fol­gen. So kom­men tat­säch­lich ganz ver­schie­de­ne Stim­men zu Wort.

Dies ist beson­ders wich­tig, da Isra­el ja per defi­ni­tio­nem ein Ein­wan­de­rer­land ist, in dem Juden aus allen Tei­len der Welt zusam­men­fin­den. In den ers­ten Jahr­zehn­ten nach der Staats­grün­dung herrsch­te in Poli­tik und Kul­tur eine asch­ke­na­si­sche Hege­mo­nie: Die Ein­wan­de­rer aus den euro­päi­schen Län­dern gaben den kul­tu­rel­len Ton an, wäh­rend die seit den 50er Jah­ren aus ara­bi­schen Län­dern (von Marok­ko, Alge­ri­en bis Afgha­ni­stan, Irak, Per­si­en) ein­ge­wan­der­ten Juden lan­ge kei­ne lite­ra­ri­sche Stim­me hat­ten (ori­en­ta­li­sche jüdi­sche Folk­lo­re ja, „rich­ti­ge“ Lite­ra­tur nein). Das ändert sich in den letz­ten Jahr­zehn­ten. So gibt die 1958 gebo­re­ne Sara Shi­lo in ihrem Roman Zwer­ge kom­men hier kei­ne (dt.: 1998) der zwei­ten Gene­ra­ti­on marok­ka­ni­scher Ein­wan­de­rer eine über­ra­schen­de, sehr poe­ti­sche Stim­me. Unter den Lyri­kern, deren Vor­fah­ren aus ara­bi­schen Län­dern des Nahen Ostens und aus Nord­afri­ka ein­ge­wan­dert sind, grün­de­te sich z. B. die Grup­pe „Ars Poe­ti­ca“. Auch die jün­ge­re Gene­ra­ti­on der aus der ehe­ma­li­gen Sowjet­uni­on und Russ­land Ein­ge­wan­der­ten ist längst unter den Hebrä­isch Schrei­ben­den vertreten.

Dar­über hin­aus bil­det sich in den letz­ten Jah­ren eine Grup­pe Hebrä­isch schrei­ben­der Autoren, die außer­halb Isra­els leben, eige­ne Platt­for­men haben und eine eige­ne poli­ti­sche und lite­ra­ri­sche Rich­tung ver­tre­ten: Mikan Ve’eylakh – Zeit­schrift für dia­spo­ri­sches Hebrä­isch erscheint seit 2016 in Ber­lin und Paris. Die­se lite­ra­risch-theo­re­ti­sche Zeit­schrift ver­steht das Hebräi­sche als dia­spo­ri­sche Welt­spra­che, die nicht an ein bestimm­tes Ter­ri­to­ri­um gebun­den ist.

Wer einen hebräi­schen Text las, konn­te über Jahr­hun­der­te davon aus­ge­hen, dass er von Juden ver­fasst wur­de. Das hat sich im Staat Isra­el geän­dert. Lan­ge war Anton Scha­mass etwa mit sei­nem Roman Ara­bes­ken (dt. 1989 von Maga­li Ziba­so) die ein­zi­ge Stim­me eines hebrä­isch schrei­ben­den ara­bi­schen Israe­lis. Heu­te kom­men mit Autoren wie Say­ed Kas­hua oder Ayman Sik­s­eck wei­te­re hin­zu, die auch in Deutsch­land bekannt sind.

Was soll­te man unbe­dingt gele­sen haben?

Das ist ganz und gar eine Fra­ge des Geschmacks. Ich kann hier nur ein paar Bei­spie­le nen­nen und berück­sich­ti­ge, man möge mir das ver­zei­hen, im Fol­gen­den vor allem von mir über­setz­te lite­ra­ri­sche Werke.

Wenn man das heu­ti­ge Isra­el in sei­ner gesell­schaft­li­chen Kom­ple­xi­tät ver­ste­hen will, gibt beson­ders Esh­kol Nevos ers­ter Roman Vier Häu­ser und eine Sehn­sucht einen leicht zu lesen­den und doch prä­zi­sen Ein­blick in die Ver­wer­fun­gen der heu­ti­gen Gesell­schaft. Ein umfas­sen­de­res und his­to­risch tie­fer ver­an­ker­tes Bild bie­ten die gro­ßen Roma­ne von Amos Oz, Geschich­te von Lie­be und Fins­ternis (über­setzt von Ruth Ach­la­ma) und David Gross­mans Eine Frau flieht vor einer Nach­richt. Sara Shi­lo dage­gen schreibt in Zwer­ge kom­men hier kei­ne in einer ganz ein­zig­ar­ti­gen Spra­che vom Leben einer aus Marok­ko stam­men­den Mut­ter und ihrer vier Kin­der im Nor­den Israels.

Eine wich­ti­ge, aus der hebräi­schen Lite­ra­tur nicht weg­zu­den­ken­de Stim­me ist bis heu­te der aus der Buko­wi­na stam­men­de, nun ver­stumm­te Aha­ron Appel­feld (1932–2018), unter ande­rem über­setzt von Mir­jam Press­ler. Ein wei­te­rer, wie Appel­feld eher jüdisch als israe­lisch anzu­se­hen­der Autor ist Cha­im Be’er, des­sen drei Roma­ne Stri­cke, Federn und Bebel­platz aber in Deutsch­land nicht vie­le Leser gefun­den haben und heu­te lei­der ver­grif­fen sind. Dar­über hin­aus Meir Shalevs Roman Judiths Lie­be, Yoram Kani­uks 1948 und Abra­ham B. Jeho­shu­as gene­ra­ti­ons­über­grei­fen­der Roman Die Manis, alle über­setzt von Ruth Ach­la­ma. Und natür­lich: Lyrik. Jehu­da Ami­chai, Dan Pagis, Yitz­hak Laor und vie­le andere.

Was ist noch nicht übersetzt?

Vie­le wich­ti­ge Wer­ke der „klas­si­schen“ moder­nen hebräi­schen Lite­ra­tur wur­den ab den 80er Jah­ren ins Deut­sche über­setzt, ver­kauf­ten sich aber nicht gut und wur­den des­halb auch wie­der vom Markt genom­men. Dar­un­ter zwei hoch lite­ra­ri­sche Bewusst­seins­strom­ro­ma­ne, Voll­ende­te Ver­gan­gen­heit von dem gro­ßen Jaa­kov Shab­tai (1934–1981) und Loja von Gabrie­la Avi­gur Rotem, die bei­de nur noch anti­qua­risch erhält­lich sind und auch wie­der auf­ge­legt wer­den müssten.

Älte­re Klas­si­ke­rIn­nen der hebräi­schen Moder­ne wie Lea Gold­berg (1911–1970) oder der Nobel­preis­trä­ger Samu­el Josef Agnon (1880–1970) lie­gen meist nur in alten Über­set­zun­gen vor, und es ist nicht leicht, für ihren Stil einen heu­te rele­van­ten Ton zu fin­den. Ers­te Neu­über­set­zun­gen ver­dan­ken wir Lydia Böh­mer, Gun­du­la Schif­fer, Tuvia Rüb­ner und Gerold Necker. Dar­über hin­aus sind in die­ser Gene­ra­ti­on noch vie­le lite­ra­risch inter­es­san­te Autoren zu ent­de­cken, für die bei den Ver­la­gen und beim Publi­kum aber erst Inter­es­se geweckt wer­den müsste.


Anne Bir­ken­hau­er

In Essen gebo­ren, wuchs sie in Tübin­gen auf, stu­dier­te in Ber­lin Juda­is­tik und Ger­ma­nis­tik und lebt seit 1989 in Isra­el. Ihre ers­te Über­set­zung, Gedich­te von Dan Pagis, erschien 1990; es folg­ten Gedicht­bän­de von Jehu­da Ami­chai und Yitz­hak Laor, zwei Lyri­kan­tho­lo­gien und Pro­sa. Sie über­setz­te David Gross­man, Zeru­ya Shalev, Aha­ron Appel­feld, Cha­im Be’er, Dani­ella Car­mi, Yoel Hoff­mann, Sara Shi­lo und Tomer Gar­di; Sach- und Kin­der­bü­cher. Sie erhielt meh­re­re Über­set­zer­prei­se, u. a. 2010 den Inter­na­tio­na­len Lite­ra­tur­preis Alba­tros zusam­men mit David Gross­mann, 2015 den Johann-Hein­rich-Voß-Preis für Über­set­zung und 2018 den Ver­dienst­or­den der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land. (Web­site) Bild ©Felix Rettberg


Wir suchen für die Rubrik „Gro­ße klei­ne Spra­che“ Über­set­ze­rin­nen und Über­set­zer, die Lust haben, ihre „klei­ne“ Spra­che mit unse­rem Fra­ge­bo­gen vor­zu­stel­len. Wenn du dich ange­spro­chen fühlst, mel­de dich ger­ne unter redaktion@tralalit.de.


Buchcover des Romans Tiepolo Blau von James Cahill. Auf dem Cover ist eine Büste auf blauem Grund zu sehen, die an der Nasenwurzel abgeschnitten ist.

Das Blau des Himmels

In James Cahills Roman­de­büt „Tie­po­lo Blau“ wird ein zurück­ge­zo­gen leben­der Pro­fes­sor von einem moder­nen Kunstwerk… 
Cover von Pol Guaschs Roman Napalm im Herzen. Illustration eines jungen Menschen mit dunklen Haaren in grellen Rottönen.

Nach der Katastrophe

In „Napalm im Her­zen“ erzählt der kata­la­ni­sche Autor Pol Guasch eine que­e­re Lie­bes­ge­schich­te in einem… 
Cover von Samantha Harveys Roman Umlaufbahnen. Im Hintergrund ist ein Foto der Erdatmosphäre.

In eige­nen Sphären

In ihrem Roman „Umlauf­bah­nen“ hin­ter­fragt Saman­tha Har­vey die mensch­li­che Exis­tenz im Uni­ver­sum – und erhielt… 
  1. Bir­ken­hau­er, Anne: „Asso­zia­ti­ons­wel­ten des Hebräi­schen“, in: Marie Lui­se Knott und Georg Wit­te (Hg.): Ins Unrei­ne. Zur Poe­tik der Über­set­zung II, Matthes & Seitz Juli 2021.

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    Blogophilie November 2021 | Miss Booleana

    […] Gro­ße klei­ne Spra­che Hebrä­isch Tralalit wid­met sich anläss­lich des The­men­jah­res „1700 Jah­re jüdi­sches Leben in Deutsch­land“ der hebräi­schen Spra­che im Gespräch mit Über­set­ze­rin Anne Bir­ken­hau­er. Beson­ders inter­es­sant fand ich wie Anne Bir­ken­hau­er Hebrä­isch gelernt hat und wie immer die Fra­ge nach Lek­tü­re – auch nach bis­her nicht über­setz­ten Autor*innen. […]

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