Wie düs­ter darf Dich­tung sein?

Jan Wagner übersetzt Ted Hughes und wählt nur dessen zahmste Gedichte aus. Eine Entscheidung, die viel über das derzeitige Lyrikverständnis im deutschsprachigen Raum aussagt.

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Hintergrundbild: Bash Fish via Unsplash

Ich war sehr neu­gie­rig auf Jan Wag­ners Über­set­zung von Ted Hug­hes. Denn ich mal­te mir ein gro­ßes lite­ra­ri­sches Dra­ma aus, des­sen Aus­gang mir völ­lig unge­wiss schien: Jan Wag­ner, selbst ein arri­vier­ter Dich­ter, über­setzt Ted Hug­hes. Hug­hes, den Kri­ti­ker auf­grund der Qua­li­tät sei­nes Werks mit Sät­zen á la: „Einer der wich­tigs­ten bri­ti­schen Schrift­stel­ler des 20. Jahr­hun­derts“ schmück­ten. Er war berühmt, wur­de viel gele­sen, lös­te Skan­da­le aus und ent­wi­ckel­te einen prä­gnan­ten Stil, den man schon nach weni­gen Vers­zei­len erkennt. Beson­ders span­nend an der neu­en Über­set­zung durch Jan Wag­ner fin­de ich Fol­gen­des: Das Werk des Über­set­zers erscheint mir durch und durch von einer Freund­lich­keit und Beson­nen­heit geprägt, von Humor, Ver­spielt­heit und Iro­nie. Sogar ein Gedicht, das sich inhalt­lich um eine Kai­man­jagd dreht, kommt ohne Blut, ohne Tod aus – zumin­dest ohne es direkt anzu­spre­chen – das Schau­ri­ge wird in Meta­phern ver­packt: Mes­ser sind dazu da, dem Tier „aus dem anzug zu hel­fen …“ und am Ende wird Mord und Tot­schlag nur ange­deu­tet: Die Flin­te zielt ins Dun­kel zwi­schen zwei Sterne. 

Ob die­se Aus­spa­run­gen nicht viel kunst­fer­ti­ger und gru­se­li­ger sind als mör­de­ri­sche Details zu prä­sen­tie­ren, sei dahin­ge­stellt. In Wag­ners Gedicht bleibt der Welt und der Natur ihr Zau­ber; sei­ne lyri­schen Expe­di­tio­nen ins Tier­reich gehen zumeist gut für uns aus. Hug­hes hin­ge­gen erspart uns nichts – im Gegen­teil: Er scheut kei­ne Mühe uns mit der Nase vor­an ins noch war­me Blut zu tun­ken. Wäh­rend Wag­ner ver­mag, eine eher fried­li­che Kai­man­jagd zu dich­ten, schafft es Hug­hes, ein Gedicht über Lachs­ei­er zu einem furcht­erre­gen­den Erleb­nis zu machen. Das mach­te mich wirk­lich neu­gie­rig: Was ist das Ergeb­nis, wenn ein Dich­ter einen ande­ren über­setzt, des­sen Tem­pe­ra­ment so völ­lig unter­schied­lich vom eige­nen ist? Wie wird Wag­ner Gedich­te von Hug­hes mit klin­gen­den Namen wie „The Dogs Are Eating Your Mother“ über­set­zen? Nun, im Fall die­ses Gedichts wer­den wir es wahr­schein­lich nie erfah­ren, denn er hat es nicht über­setzt. Das Gedicht hat es nicht ins Buch geschafft. Die gru­se­li­gen Lachs­ei­er auch nicht.

Nun, das was Wag­ner über­setzt hat, weist jene geschmei­di­gen Rhyth­men und Ver­se auf, die auch sei­ne eige­nen Gedich­te aus­zeich­nen. Was Wag­ner da über­setzt hat, liest sich gut. Irri­tiert bin ich erst, wenn ich auf die Neben­sei­te bli­cke und par­al­lel Hug­hes’ Ori­gi­nal lese – die­ser Zwei­fel an der Über­set­zung im Ange­sicht des Ori­gi­nals ist nicht unge­wöhn­lich. Jeder Mensch, der schon mal über­setzt hat, weiß, dass man die Ursprungs­ge­dich­te neu­schreibt, ihnen eine neue Stim­me, neu­en Klang, neue Spra­che ver­leiht, ver­lei­hen muss. Über­set­zen erin­nert in die­ser Hin­sicht an Kar­to­gra­fie, bei der die rea­le, drei­di­men­sio­na­le Welt nicht ver­lust­frei auf zwei­di­men­sio­na­les Papier über­tra­gen wer­den kann. Bei­spiels­wei­se ist Grön­land an der Flä­che gemes­sen fast genau sogroß wie Sau­di Ara­bi­en, obwohl auf fast jeder Kar­te Grön­land um ein Viel­fa­ches grö­ßer dar­ge­stellt ist – das pas­siert eben, wenn man einen run­den Pla­ne­ten auf einer fla­chen Kar­te über­tra­gen will. Gedich­te von einer Spra­che in ande­re über­set­zen ist wie eine Kugel zu einer Flä­che machen. Eine Über­set­zung ist nie deckungs­gleich mit dem Ori­gi­nal. Der Dich­ter Robert Lowell hat in die­sem Sin­ne sei­ne Über­set­zun­gen stets Imi­ta­tio­nen genannt. 

Zudem bin ich auch geneigt, in die­sem Fall den Feh­ler erst­mals bei mir selbst zu suchen. Denn ich bin ich inso­fern ein schwie­ri­ger Kun­de, da Deutsch und Eng­lisch bei mir sehr unter­schied­li­che Asso­zia­tio­nen aus­lö­sen, weil bei­de Spra­chen sehr intim und sehr unter­schied­lich mit mei­ner Bio­gra­fie ver­bun­den sind – so ehr­lich muss ein Kri­ti­ker sein, das spielt eine Rol­le. Eng­lisch ist die Spra­che mei­nes Vaters, die Spra­che mei­ner frü­hen Kind­heit, mei­ner Ver­wand­ten im Nor­den Eng­lands, mei­ner ver­stor­be­nen Groß­mutter; die Spra­che einer grö­ße­ren Welt; eine zwei­te Mut­ter­spra­che, in der ich ein ande­rer Mensch sein kann, anders den­ke, anders füh­le; die Spra­che Lon­dons, wo ich stu­dier­te; eine Spra­che, die für mich immer gefähr­det ist, weil ich in Öster­reich lebe und ich Angst habe, dass ich sie ver­lie­re, obwohl sie Teil mei­ner Iden­ti­tät ist – das ist Englisch. 

Und Deutsch? Das ist die Spra­che mei­nes All­tags, mei­ner Stadt, mei­nes Berufs­le­bens und die Spra­che, in der ich selbst schrei­be und Kau­gum­mi kau­fe. Und von wel­chem Deutsch spre­chen wir eigent­lich? Denn ich lebe in Wien, in Öster­reich. Das Deutsch, das ich in Wien spre­che, unter­schei­det sich von dem Deutsch des Ham­bur­gers Jan Wag­ner. Bin ich irri­tiert, wenn ich Wag­ners Imi­ta­tio­nen lese, weil er mit sei­ner deut­schen Spra­che in einen, für mich, unan­tast­ba­ren Kind­heits­raum der eng­li­schen Spra­che schrei­tet, der mir hei­lig ist? Und das noch dazu in einer Varia­ti­on des Deut­schen, also dem Deutsch Nord­deutsch­lands, das mir fremd vor­kommt, das ande­re Aus­drü­cke ver­wen­det, ande­re gram­ma­ti­sche Nei­gun­gen hat? Aus die­ser Per­spek­ti­ve her­aus wun­dert es mich nicht, dass es mir eher schwer fällt, mich an sei­nen Imi­ta­tio­nen zu erfreu­en, obwohl ich an deren Ober­flä­che erst­mals kaum einen Makel entdecke. 

Auf­grund mei­ner mög­li­chen Vor­ur­tei­le wer­de ich mir nun dop­pelt Mühe geben müs­sen, trans­pa­ren­te Kri­te­ri­en für mei­ne Ana­ly­se zu fin­den. Dies hal­te ich sowie­so für not­wen­dig. Wenn wir fra­gen, ob eine Imi­ta­ti­on erfolg­reich war, müs­sen wir vor­her fra­gen, was über­haupt über­setz­bar ist, denn die Spra­che selbst, wie ich schon fest­stell­te, bleibt beim Ori­gi­nal. Als ers­ten Schritt fin­de ich es sinn­voll, dar­zu­le­gen, wel­chen Anspruch sich Jan Wag­ner selbst ans Über­set­zen gesetzt hat. Am Ende des Ban­des macht er die Eck­punk­te trans­pa­rent: Er ver­weist auf die Poe­tik von Hug­hes, dass Gedich­te wie wil­de Tie­re sei­en, die ein Eigen­le­ben haben. Somit ach­te­te er dar­auf: „ihnen nicht nach­träg­lich, durch das Aus­wil­dern in einen ande­ren Sprach­raum Leid zuzu­fü­gen“. Nach einer „Pha­se der phi­lo­lo­gi­schen Gründ­lich­keit“ galt es mit mög­lichst „Hughes’scher Ver­ve leben­di­ge deut­sche Wesen zu schaf­fen…“. Es gäbe eine „über­set­ze­ri­sche Treue“, an die er gebun­den sei und gleich­zei­tig machen gewis­se seman­ti­sche oder for­ma­le Aspek­te der Ori­gi­na­le freie­re Über­set­zun­gen nötig. 

Den Anspruch Wag­ners fas­se ich so zusam­men: Mög­lichst treu über­set­zen, mög­lichst durch die Ener­gie von Hug­hes beseelt und gleich­zei­tig gilt es, eigen­stän­di­ge, funk­tio­nie­ren­de Gedich­te zu schaf­fen. Wie gehen wir nun wei­ter vor? Wir könn­ten nun auf­wen­dig ana­ly­sie­ren, inwie­fern Wag­ner sei­nen eige­nen Ansprü­chen gerecht wird. Bleibt er dem Ori­gi­nal treu, wo es not­wen­dig ist? Schafft er leben­di­ge lyri­sche Wesen? Dabei sto­ßen wir aber auf fol­gen­des Pro­blem: Ange­nom­men, wir wit­tern an gewis­sen Text­stel­len, dass Wag­ner sich dem Ori­gi­nal gegen­über untreu ver­hal­ten hat, etwa weil er gewis­se Wor­te nicht wort­wört­lich ins Deut­sche über­setz­te – wor­an kön­nen wir fest­ma­chen, dass er damit eine schlech­te Ent­schei­dung traf? Dabei erge­ben sich mehr Fra­gen: Was gilt es über­haupt zu über­set­zen? Über­set­zen mit wel­chem Ziel? 

Eines ist hier­bei rele­vant: Jan Wag­ner hat nicht bloß Gedich­te, oder die Gedich­te von Hug­hes über­setzt, er hat einen Aus­zug aus sei­nem Werk über­setzt, nicht einen Ein­zel­band. Und ein poe­ti­sches Werk ist mehr als die Sum­me sei­ner Gedich­te. Wag­ner stand vor dem Pro­blem, aus­wäh­len zu müs­sen, was er über­setz­te, nicht bloß zu über­set­zen; also, wie er das (eng­li­sche) Gesamt­werk so redu­zier­te, dass es in redu­zier­ter (deut­scher) Form noch immer das Werk von Ted Hug­hes ist. Wag­ner stellt klar, wie er die Gedich­te für den Band aus­wähl­te: „Ich gebe frei­mu­tig zu, als Bewun­de­rer ganz den eige­nen Vor­lie­ben gefolgt zu sein; den­noch scheint mir die Aus­wahl reprä­sen­ta­tiv für das lyri­sche Schaf­fen von Ted Hug­hes zu sein.“ Ich bin der Mei­nung, dass Wag­ners Zugang, Gedich­te nach den eige­nen Vor­lie­ben aus­zu­wäh­len, in die­sem Fall nicht der idea­le Zugang war. 

Wag­ner ließ das lie­gen, was ihm nicht gefiel – oder war es in die­sem Fall, was ihm nicht behag­te? Denn wie schon erwähnt, die­se zwei Dich­ter, Wag­ner und Hug­hes, unter­schei­den sich stark von­ein­an­der. Aber in wel­cher Hin­sicht genau? Hug­hes und Wag­ner unter­schei­den sich hin­sicht­lich ihrer poe­ti­schen Visi­on – und dar­auf möch­te ich hin­aus. Die poe­ti­sche Visi­on ist der Suc­cus, der dem Werk sei­ne Kraft ver­leiht. Die poe­ti­sche Visi­on ist auch das, was wirk­lich Treue von Über­set­ze­rin­nen ver­langt. Was Hug­hes’ poe­ti­sche Visi­on aus­macht, ist leicht fest­stell­bar, da er viel dar­über geschrie­ben hat, und vor über zwan­zig Jah­ren starb; sein Werk beschloss er mit sei­nem Tod (wäh­rend Wag­ners poe­ti­sche Visi­on noch lebt und wächst). Mit poe­ti­scher Visi­on mei­ne ich zwei­er­lei: Einer­seits umfasst sie, was und wie die Welt von der Dich­te­rin gese­hen wird, sowie (impli­zit) wie sie sein soll. Ande­rer­seits gibt die­se Visi­on auch über den Zweck des eige­nen Dich­tens Aus­kunft: Wenn die Welt so und so ist, wel­chen Ein­fluss hat Dich­tung darauf? 

Wag­ner hat also die Gedich­te von Hug­hes nach den eige­nen Vor­lie­ben aus­ge­wählt. Ich behar­re dar­auf, dass die Grund­la­ge für die­se Aus­wahl aus dem Werk, sowie für die gan­ze Über­set­zung-Imi­ta­ti­on, die poe­ti­sche Visi­on der Künst­le­rin sein soll­te. Ich hal­te das für wich­tig. Nicht bloß, weil wir das den Autorin­nen schul­dig sind. Ich hal­te es aus ande­ren Grün­dun­gen für wich­tig: Die voll aus­ge­drück­te poe­ti­sche Visi­on ist das, was für die Gesell­schaft am Werk am nütz­lichs­ten ist. In der poe­ti­schen Visi­on steckt das, was wir kol­lek­tiv für einen Nut­zen an Dich­te­rin­nen haben. Nur damit das klar gesagt ist: Kaum eine Dich­te­rin setzt sich hin und for­mu­liert die eige­ne Visi­on als sol­ches aus, sodass sie dies als Leit­fa­den des eige­nen Schaf­fens ver­wen­den kann – das wür­de den eige­nen krea­ti­ven Tod bedeu­ten, abge­se­hen davon, dass ich solch eine Refle­xi­on für unmög­lich hal­te. Genau­so über­le­gen Künst­le­rin­nen sich nicht, wel­chen Zweck die eige­ne Kunst hat, denn was mit Zweck gebo­ren wird, kommt in Ket­ten auf die Welt und Kunst muss frei sein. Den Nut­zen eines Wer­kes kön­nen wir als Lese­rin­nen, wir als Gesell­schaft, hoch­he­ben und fei­ern: Ja, das ist gut, das ist wich­tig an die­sem Werk! Von dem wol­len wir mehr. Das wol­len wir füh­len, das wol­len wir schaf­fen! Hier ent­steht also ein Span­nungs­feld zwi­schen dem (unar­ti­ku­lier­ten) Nut­zen eines Wer­kes und der gesell­schaft­li­chen Nutz­bar­ma­chung; der Nut­zen muss aber den­noch plau­si­bel im Werk ver­an­kert sein und dem ent­spre­chen, was die Künst­le­rin schuf, weil es sonst wirkt wie sub­stanz­lo­ses Mar­ke­ting, also gar nicht.

Wie auch Wag­ner in sei­nem Essay am Ende des Ban­des fest­stellt, war Hug­hes’ Lyrik in der natür­li­chen Welt ver­an­kert. Er schrieb von Krab­ben, Mau­er­seg­lern, Moo­ren, usw. Wie auch Wag­ner betont, macht dies Hug­hes aber nicht zum Natur­dich­ter, er sei eher ein „Hym­ni­ker eines unge­bän­dig­ten, kraft­vol­len, erd­na­hen Seins“. Hug­hes war ein Umwelt­schüt­zer ers­ter Stun­de. In einem Essay aus 1970 beklagt er, dass die Mäu­se im Feld dem Uni­ver­sum lau­schen, den Geset­zen des Kos­mos fol­gen, in dem alles von­ein­an­der abhän­gig sei, wäh­rend der moder­ne Mensch Fel­der bemisst, um dar­auf Immo­bi­li­en zu stel­len, weil die Akti­en­be­sit­ze­rin­nen auf ihre Divi­den­de war­ten. Wir haben uns der Welt bemäch­tigt und küm­mern uns nicht uns sie. Wir sind blind für das wah­re Leben auf unse­rem Pla­ne­ten gewor­den. Die­se Sen­si­bi­li­tät von Hug­hes spie­gelt sich gut in der Aus­wahl Wag­ners wider. Wo die Visio­nen der Natur­welt bei Hug­hes und Wag­ner aus­ein­an­der­klaf­fen, ist beim The­ma Gewalt: Für Hug­hes ist Gewalt ein inhä­ren­ter Teil des Natur­ge­sche­hens, des „gött­li­chen Geset­zes“ das erschafft und zer­stört, Tie­re macht und sie ver­en­den lässt. Gewalt ist fun­da­men­ta­ler posi­ti­ver wie nega­ti­ver Teil von dem, wie unser Kos­mos funk­tio­niert, wovon wir Men­schen als Natur­we­sen nicht aus­ge­nom­men sind. Aber wir Men­schen ver­drän­gen das, statt­des­sen haben wir ein ober­fläch­li­ches Ver­ständ­nis von die­ser wal­ten­den Macht bekom­men. Mit unse­rer natur­fer­nen Art zu leben, berau­ben wir uns eines Lebens, das in die Natur, unse­rer Natur, ein­ge­bet­tet ist. 

Wag­ners Aus­wahl fin­det Platz für Hug­hes’ Gedich­te über Jagua­re, Otter, Hech­te, Bären, aber in Sum­me liest sich das wie eine Aus­wahl klas­si­scher Natur­ge­dich­te. Mir feh­len ambi­va­len­te Gedich­te wie zum Bei­spiel „Hor­ses“, in dem Hug­hes von Pfer­den im Mor­gen­frost schreibt, wobei er unver­mu­tet eine „bös­ar­ti­ge Luft“ in dem Wun­der wahr­nimmt, das uns umgibt; mir fehlt „The River“, das beginnt mit: „Vom Him­mel gefal­len, liegt er / im Schoß sei­ner Mut­ter, durch die Welt gebro­chen.“ Wag­ner über­setz­te das Gedicht über ein neu­ge­bo­re­nes Kalb; aber jenes, wo Käl­ber von den Müt­tern getrennt wer­den und die Klei­nen ver­lo­ren auf der Wie­se ste­hen; oder jene, wo Käl­bern die Hör­ner abge­schnit­ten wer­den, sodass Blut über ihre Wan­gen rinnt; oder das Gedicht über das miss­bil­de­te Lamm, das sei­ne ers­te und ein­zi­ge Nacht nicht über­lebt – jene und vie­le ande­re, die von Hug­hes’ fun­da­men­ta­lem Grau­en durch­tränkt sind, wur­den nicht auf­ge­nom­men. Sol­che Gedich­te irri­tie­ren beim Lesen, genau­so wie ande­re beängs­ti­gend oder beklem­mend sind. Als Her­aus­ge­ber wird man viel­leicht gedacht haben, dass dies nichts für die ange­peil­te Leser­schaft sei, denn man möch­te doch die Men­schen erfreu­en, nicht bedrü­cken – aber genau das kri­ti­sier­te Hug­hes an unse­rem Natur­ver­ständ­nis: Wenn Natur süß und flau­schig ist, mögen wir sie, da füh­len wir uns mit ihr ver­bun­den; wenn sich die Tie­re gegen­sei­tig Ein­ge­wei­de her­aus­rei­ßen, dann sind wir plötz­lich stolz auf unse­re fried­li­che Zivi­li­sa­ti­on – dass wir uns hier selbst belü­gen, ist uns allen klar, denn wir fried­li­chen Men­schen betrei­ben soeben das größ­te Arten­ster­ben die­ses Pla­ne­ten seit dem Ver­en­den der Dinosaurier.

Natür­lich: Das sind ein­zel­ne Gedich­te, die ich hier bean­stan­de und – wer weiß? – viel­leicht füh­le ich mich hier bloß in mei­nen Vor­lie­ben gekränkt. Aber wirk­lich schmerz­lich und ver­zer­rend erscheint mir, wie wenig von Hug­hes’ Meis­ter­werk, Crow, in die­sem Band vor­kommt. Nach dem Selbst­mord von Syl­via Platz bün­del­te Hug­hes alles, was Dun­kel an sei­ner See­le war, in den Gedich­ten, die von einem Tier-Mensch-Gott-Todes­en­gel, von Crow, han­deln. Wag­ner wähl­te drei Crow-Gedich­te für sei­nen Band aus. Hug­hes hin­ge­gen wähl­te mehr als drei­ßig davon für sei­ne letz­ten Aus­ge­wähl­ten Gedich­te aus, in denen sie eine zen­tra­le Stel­lung ein­neh­men. Die­se Gedich­te sind berüh­rend, erschüt­ternd und grau­sam. Sie han­deln von die­sem mör­de­ri­schen Krä­hen­we­sen, bei dem sogar Gott per­sön­lich dar­an schei­ter­te, es wie­der zur Lie­be zu bekeh­ren; Crow erin­nert sich noch taub und dun­kel dar­an, wie es einst war, geliebt zu wer­den. Weil Crow nicht mehr lie­ben kann, führt es jetzt dem gan­zen Uni­ver­sum, Trau­er, Dun­kel­heit, Tod und Schmerz zu – ein Psy­cho­gramm aus (männ­li­cher) Schuld, Angst, Trau­er und Gewalt. Inner­halb von Hug­hes’ Gesamt­werk stellt dies einen schlüs­si­gen Höhe­punkt dar, wenn man bedenkt, dass er uns an die gewalt­tä­ti­ge Kehr­sei­te allen Lebens erin­nern will. Aber wenn man sol­che Gedich­te neben eine Aus­wahl klas­si­scher Tier­ge­dich­te stellt, dann wir­ken die­se Gedich­te eher befremd­lich und fehl am Platz. Ein Gedicht­band, der Crow auf­neh­men und hal­ten kann, hät­te sich näher an Hug­hes’ Visi­on einer gna­den­lo­sen, aber wun­der­schö­nen Welt der Pflan­zen und Tie­re ori­en­tie­ren müs­sen, des­sen Dun­kel­heit und Schön­heit sich in unse­rer eige­nen See­le widerspiegelt. 

Hug­hes’ archai­sches Welt­bild schlug sich auch auf sei­ne Poe­tik nie­der, nicht bloß auf sei­ne poe­ti­schen Inhal­te. Die Sehn­sucht nach einer mensch­li­chen Exis­tenz, die ins vol­le Leben der Natur inte­griert ist, lässt ihn weit in die Ver­gan­gen­heit zurück­bli­cken, auf der Suche nach vor­mo­der­nen poe­ti­schen Vor­bil­dern. Vor allem alt­eng­li­sche Dich­tung fand er in die­sem Kon­text inter­es­sant. Zu die­ser Zeit wur­den Gedich­te, laut Hug­hes, noch nicht mit dem Metro­nom star­rer Metrik geschrie­ben; Hebun­gen und Sen­kun­gen folg­ten natür­li­chen Sprach­rhyth­men. Die­se freie­re Metrik beruh­te stark auf Alli­te­ra­ti­on, wel­che den Lesen­den half, die rich­ti­gen Sil­ben zu beto­nen. Die­se lyri­sche Tra­di­ti­on sei lan­ge igno­riert wor­den und kam erst wie­der mit Gerard Man­ley Hop­kins Ende des 19. Jahr­hun­derts zum Vor­schein. Hier ein Bei­spiel von Hop­kins, wel­ches das Zusam­men­spiel von Alli­te­ra­ti­on und Beto­nung ver­an­schau­licht: „I caught this mor­ning morning’s mini­on, king-/dom of daylight’s dau­phin, dapp­le-dawn-drawn Fal­con, in his riding …“ Hug­hes’ berühm­tes Gedicht, das Wag­ner „Gedan­ken­fuchs“ nann­te, beginnt mit einer Vers­zei­le, die fast als Ode an Hop­kins gele­sen wer­den kann: „I ima­gi­ne this mid­night moments forest“. Was Wag­ner über­set­ze mit: „Ich stel­le mir den Mit­ter­nachts­mo­ment­wald vor“. Das sind Ver­se, die fast unmög­lich in der ursprüng­li­chen Inten­si­tät über­setz­bar sind. Die Alli­te­ra­ti­on ist bei Wag­ners Imi­ta­ti­on inso­fern gewahrt, da Beto­nun­gen und M‑Laute zusammenfallen. 

Hug­hes hat­te ein sehr fei­nes Ohr für die Lau­te sei­ner Gedich­te und wie die­se mit Inhal­ten ver­knüpf­bar sind, um bestimm­te Atmo­sphä­ren zu schaf­fen. Wie geschmei­dig machen die Asso­nan­zen der I‑Laute den Vers die­ses Gedichts! Dazwi­schen knur­ren und hau­chen Ms, Ds, Gs. Die Geräu­sche, die die­ser Vers macht, pas­sen für mich sehr gut zur Sze­ne­rie eines stil­len Moments der Mit­ter­nacht im Wald. In die­sem Gedicht gibt es meh­re­re Bei­spie­le die­ser Art, „though deeper within dark­ness“, etwa. Was Wag­ner imi­tiert mit: „sich tie­fer ver­birgt im Fins­tern“. Die Über­set­zung-Imi­ta­ti­on klingt anders, evo­ziert anders. Die Stim­me von Hug­hes geht bei Wag­ner ver­lo­ren. Dass hier jede Über­set­ze­rin an Gren­zen stößt, das hier Über­set­zen per se an Gren­zen stößt, wird an sol­chen Bei­spie­len evi­dent. Oft­mals gibt Wag­ner die­se Alli­te­ra­tio­nen wider, jedoch die aus­ge­klü­gel­te Klang­ku­lis­se von Hug­hes’ Gedich­ten ist schwie­rig zu imi­tie­ren – vor allem, wenn die ande­ren Aspek­te eines Ver­ses trans­po­niert wer­den sol­len, allen vor­an der Sinn. Den Klang-Rhyth­mik-Kom­plex von Hug­hes’ Gedich­ten ins Deut­sche heben, stößt an eine wei­te­re Bar­rie­re: Hug­hes ver­wen­de­te fast durch­gän­gig Wor­te mit ein oder zwei Sil­ben, die er, wie vor­her bespro­chen, mit den Hebun­gen und dem Klang, oft­mals auch mit dem Sinn des Gedichts ver­wur­zel­te. Ver­se mit ein‑, oder zwei­sil­bi­gen eng­li­schen Wör­tern schrei­ben, ist nicht so schwer – im Deut­schen ein Oeu­vre aus größ­ten­teils zwei­sil­bi­gen Wör­tern zu schaf­fen, ist höchs­ten für eine Dada­is­tin denkbar. 

Aber Hug­hes gefiel noch mehr an der alt­eng­li­schen Dich­tung: dass sie sich an „com­mon speech“, an der All­tags­spra­che ori­en­tier­te. Im Gedicht „Rehe“ schreibt Hug­hes: „The moment I was arri­ving just the­re.“ – Was all­täg­li­chem Eng­lisch ent­spricht. Wag­ner dich­tet: „Just als ich dort ankam“. Das erscheint mir, mit öster­rei­chi­schen Ohren wohl­ge­merkt, kein all­täg­li­cher Sprach­ge­brauch. Genau­so wenig kann ich mir vor­stel­len, dass zwei Bäue­rin­nen oder zwei Büro­an­ge­stell­te die fol­gen­den Wör­ter ver­wen­den: empor­schleu­dern, ent­fa­chen, zer­schel­len, auf­we­hen, ver­drie­ßen und bestir­nen – die alle­samt ver­ständ­li­che und inter­es­san­te Dich­ter-Wor­te sind, aber nicht All­tags­spra­che. Obwohl man Hug­hes hier selbst Wider­sprüch­lich­keit vor­wer­fen kann, da er teil­wei­se eine kom­ple­xe Spra­che ver­wen­de­te (Dich­tung für den „ein­fa­chen Mann“ schrei­ben, ist mir aus meh­re­ren Grün­den suspekt). 

Den­noch ver­ste­he ich nicht, wie­so, bei­spiels­wei­se, aus einem recht plat­ten „We came…“, von Hug­hes, bei Wag­ner ein: „Gelang­ten wir…“ wer­den muss. Hug­hes schreibt „smas­hed“, Wag­ner: „zer­trüm­mer­test.“ Aus „Drop­ped from life“ wird „Her­aus­ge­stürzt aus dem Leben.“ Hug­hes beginnt ein Gedicht mit: „In the dawn-dir­ty light, in the big­gest snow of the year“. Wag­ner beginnt mit: „Im Däm­me­rungs­schmutz­licht, im dich­tes­ten Schnee des Jah­res“. Däm­me­rungs­schmutz­licht, Gra­nat­split­ter­schre­cken, Schnee­schutz­schei­ben­sicht, Sta­lak­ti­ten­licht­re­fle­xe – sind sol­che Nomen-Hau­fen wirk­lich not­wen­dig? Wie­so nicht bei der Vor­la­ge blei­ben, wie Hug­hes Adjek­ti­ve ver­wen­den, und dabei ver­su­chen mög­lichst die Lau­te wie­der­zu­ge­ben? „Im schmut­zi­gen Schein der Däm­me­rung, im dich­tes­ten Schnee des Jah­res.“ (Bei mei­nem Ver­such wird der Vers aber über­lang und bricht wahr­schein­lich sogar in die nächs­te Zei­le, was die Form ver­än­dern wür­de. In die­sem Fall, fra­ge ich mich, ob man nicht ein wenig des Sin­nes dem Klang opfern könn­te, um den Vers abzu­kür­zen: „Im schmut­zi­gen Schein der Däm­me­rung, im dich­ten Schnee“.) Nun, ich habe es leicht: Ich bin in der kom­for­ta­blen Situa­ti­on auf der Couch zu sit­zen und die Arbeit eines ande­ren zu bewer­ten. Wag­ner hat es sich kei­nes­falls leicht gemacht mit sei­nen Imi­ta­tio­nen. Den­noch fra­ge ich mich, ob eine ande­re Wort­wahl dem Über­set­zer oft­mals ein­leuch­ten­der erschie­nen wäre, wenn die Inten­ti­on des Autors im Vor­der­grund gestan­den wäre.

Ich habe erwähnt, dass ich der Ansicht bin, dass Dich­tung ein gesell­schaft­li­cher Nut­zen auf­er­legt wer­den kann, obwohl Kunst selbst nicht nütz­lich ist. Auch Hug­hes war der Mei­nung, dass wir der Dich­tung eine Funk­ti­on geben kön­nen. In einem Essay über Mythos und Bil­dung schil­der­te er sei­ne Über­le­gun­gen: Es sind Mythen und Erzäh­lun­gen, die uns erlau­ben, unse­re Umge­bung mit Sinn zu erfül­len und uns hel­fen mit Wider­sprü­chen in uns und der Welt leben zu kön­nen. Die­se Mythen eröff­nen uns die spi­ri­tu­el­le Dimen­si­on unse­rer Umge­bung und von uns Selbst. Dich­tung erschließt den Boden unse­rer See­le, um uns emp­fäng­lich für gewis­se Erfah­run­gen zu machen. Dich­tung hilft uns zu sehen, zu füh­len und folg­lich sinn­voll zu handeln. 

Die­sem Gedan­ken fol­gend kön­nen wir uns über­le­gen, wel­chen Nut­zen die poe­ti­sche Visi­on Hug­hes’ für eine deutsch­spra­chi­ge Leser­schaft in Mit­tel­eu­ro­pa haben könn­te. Begin­nen wir mit dem, was drin­gend ist: Wir leben inmit­ten eines Zeit­al­ters glo­ba­len, öko­lo­gi­schen Nie­der­gangs, für den wir Men­schen und unse­re Lebens­wei­sen direkt ver­ant­wort­lich sind – Hug­hes’ Erklä­rung dafür könn­te sein, dass wir unse­re Mythen der Wer­bung und dem Fern­se­hen ent­neh­men, nicht der Natur. Die­se Erzäh­lun­gen beschwö­ren uns, Snea­k­ers zu kau­fen und Häu­ser zu bau­en. Hug­hes’ Lyrik kann als Ansporn ver­stan­den wer­den, uns als mythi­sche Natur­we­sen zu ver­ste­hen und den Ursprung unse­rer Mythen in der Natur­welt zu suchen; die Ohren zu öff­nen und zu hören wie die Tie­re und Pflan­zen erzäh­len, sodass wir ihnen wie­der ins Dickicht fol­gen. Die Natur berich­tet uns von Erfah­run­gen, die vol­ler Schön­heit und Leid sind und die­se Mythen kön­nen uns in ein bes­se­res, ehr­li­che­res Leben füh­ren – zumin­dest erin­nert uns sei­ne Dich­tung dar­an, dass wir sol­che ande­ren Wesen sein kön­nen und viel­leicht sein müs­sen, um als Spe­zi­es das 21. Jahr­hun­dert zu überleben. 

Hug­hes’ Werk hat eine wei­te­re Impli­ka­ti­on – für die deutsch­spra­chi­ge Lite­ra­tur: Denn deutsch­spra­chi­ge Lyrik hat ein Gewalt­pro­blem. Gewalt, sowie fast alles, was unbe­hag­li­che Gefüh­le beim Lesen aus­lö­sen könn­te, wird als Aspekt und The­ma der Lyrik zumeist igno­riert. Als Alter­na­ti­ve dazu ver­ste­he ich eine Poe­sie, die alles Mensch­li­che abbil­det, the­ma­ti­siert und erleb­bar macht, auch das Schlech­te. Die etwa­ige Kri­tik, dass wir so etwas kei­ne Büh­ne geben soll­ten, kann ich nach­voll­zie­hen. Den­noch fra­ge ich mich, ob wir uns damit nicht in der Lite­ra­tur einer Ver­ständ­nis- und Erfah­rungs­di­men­si­on berau­ben, die nütz­lich sein könn­te. Zu oft tren­nen wir zwi­schen „guten“ Gefüh­len, die wir hoch­hal­ten – gelas­sen, froh, akzep­tie­rend, klar, usw. – und „schlech­ten“ Gefüh­len: wütend, hass­erfüllt, rach­süch­tig, gie­rig, usw. – Gefüh­le, die wir mög­lichst schnell los­wer­den oder zumin­dest in Anwe­sen­heit ande­rer nicht aus­drü­cken sollen.

Die Kon­se­quenz ist lei­der, dass man nicht bloß ein­zel­ne Gefüh­le unter­drückt, son­dern sein Gefühls­le­ben gene­rell betäubt – man fühlt und emp­fin­det weni­ger, wenn man nicht auch Hass und Lee­re emp­fin­den darf. Wie soll man jemals mit sei­ner eige­nen Dun­kel­heit leben ler­nen, wenn man sie immer leug­net?! Wir leben in einem Zeit­al­ter der Kata­stro­phen und was spie­gelt die deutsch­spra­chi­ge Lyrik davon wider? Ange­sichts des­sen, dass wir am Ran­de eines Abgrunds tau­meln, erscheint mir unse­re zeit­ge­nös­si­sche Lyrik wie ein harm­lo­ser Ver­gnü­gungs­park, wo man nichts zu befürch­ten hat, außer nach der Lek­tü­re viel­leicht ein biss­chen betrübt zu sein. Auch wenn die­se Kri­tik nicht son­der­lich dif­fe­ren­ziert ist – Dich­tung soll­te dif­fe­ren­ziert sein! Dich­tung soll­te das gesam­te Spek­trum mensch­li­chen Erle­bens abbil­den. Dich­ter wie Ted Hug­hes hel­fen uns dabei. Ein Dich­ter wie Hug­hes ver­leiht der dunk­len Sei­te unse­res Seins Spra­che. Hug­hes betont, dass wir den schwie­ri­gen Aspek­ten unse­res Wesens mehr Auf­merk­sam­keit schen­ken soll­ten. Sei­ne Lyrik gibt uns einen Wink, in wel­che Rich­tung wir auf­bre­chen könnten.


Ted Hug­hes | Jan Wag­ner

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    Andreas Tretner

    Vor­bild­lich skru­pu­lö­se Lyrik-Rezen­si­on, in der Rah­men­set­zung und der Her­aus­ar­bei­tung der Kri­te­ri­en! Komisch nur (aber irgend­wie auch bezeich­nend für die Pro­ble­ma­tik), dass, sobald es ans Kon­kre­te geht, mei­ne Wahr­neh­mung total abweicht: Däm­me­rungs­schmutz­licht IST für mich dem Ori­gi­nal viel näher als Ihre Vari­an­te – rhyth­misch und in der Rei­hung, in der die Bild­ele­men­te sozu­sa­gen auf­ge­klappt wer­den – und dar­um ein­fa­cher zu rezi­pie­ren: wenn ich nur die Aver­si­on gegen den „Arte­fakt“ über­win­de, ihn ein­fach in den Dienst der Poe­tik set­ze und benut­ze – als Brü­cke zum Ori­gi­nal. Und dafür ist der Gedicht­raum (als Imi­ta­ti­ons­raum) doch wie geschaf­fen! Im akus­ti­schen Voll­zug funk­tio­niert es noch bes­ser als vom Blatt gelesen.
    „Crow“ hat sich mir in Elmar Schen­kels Über­tra­gung ein­ge­prägt. Ursäch­lich: in der Per­for­mance Wolf­gang Krause-„Zwiebacks“ im glä­ser­nen Fahr­stuhl, Leip­zi­ger Haus des Buches. Wer dabei war, weiß, wovon ich rede.
    — Ansons­ten: DANKE!

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