Wer die russische Kultur und Literatur pauschal mit der Politik verurteilt, schüttet das Kind mit dem Bade aus. Und verpasst so lesenswerte Romane wie die von Gusel Jachina, der literarischen Entdeckung der letzten Jahre. In ihren Büchern arbeitet sie die dunklen Kapitel der sowjetischen Vergangenheit auf und spaltet damit die Gemüter. TraLaLit hat sich im Berliner Café Sibylle mit ihrem deutschen Übersetzer Helmut Ettinger getroffen und mit ihm über Erfolgsrezepte und die kontroverse Rezeption der tatarisch-russischen Autorin gesprochen.
Gusel Jachinas Debüt Suleika öffnet die Augen handelt von der Entkulakisierung in Tatarstan in den frühen 1930er Jahren. Das Buch erhielt den renommierten russischen Literaturpreis „Bolschaja kniga“, wurde mit Tschulpan Chamatowa in der Hauptrolle als Serie verfilmt und in über 40 Sprachen übersetzt. Wie erklären Sie den ungeheuren Erfolg des Romans?
Der hat mehrere Gründe. Zunächst einmal ist Gusel Jachina eine tolle Erzählerin. Sie schreibt Literatur, die einen in ihren Bann schlägt. Als ich das Original der damals in Deutschland noch völlig unbekannten Autorin für den Aufbau Verlag begutachtet habe, bin ich in einen richtigen Leserausch geraten. Mich hat der sprachliche Reichtum beeindruckt, es ist einfach ein schönes Russisch, und obwohl ich vorher noch nie einen Roman übersetzt hatte, dachte ich: „Das will ich übersetzen!“
Zum zweiten sind die Bücher nicht nur toll erzählt, sondern auch sehr gründlich recherchiert. Gusel Jachina arbeitet mindestens ein Jahr an der Recherche, forscht in allen möglichen Archiven, Museen und Bibliotheken, liest Publikationen aus der jeweiligen Zeit und wertet sie aus. So erfährt man in ihren Büchern eine Menge über Perioden der sowjetischen Geschichte, von denen man nichts oder kaum etwas weiß.
Drittens sucht sie sich immer die schwierigsten Kapitel der Sowjetgeschichte aus, die als besonders prekär und widersprüchlich gelten und die heute offiziell weitgehend ignoriert werden. Durch ihre literarische Gestaltung verführt sie die Leute dazu, sich damit auseinanderzusetzen. Damit leistet sie einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung der Geschichte. Das geschieht in Russland heute nur selten, und wenn, dann werden diese Themen von der Systemopposition aufgegriffen, die oft alles sehr emotional schwarzweiß zeichnet. Das tut Gusel Jachina nicht. Sie beschreibt bei Suleika die ganze Härte des Gulags, den Kampf ums Überleben in der sibirischen Taiga, doch es gibt auch immer irgendwo Lichtblicke. Die zeigen sich zum Beispiel in der Solidarität der Häftlinge untereinander.
Die Schriftstellerin Ljudmila Ulitzkaja bescheinigt dem Buch in ihrem Vorwort einen „kinematographischen Stil“. Wie wirkt sich das auf das Übersetzen aus?
Das Vorwort von Ulitzkaja war sozusagen der Ritterschlag – der bekannte Name hat dem Buch auch in Deutschland Türen geöffnet. Tatsächlich ist es eine Eigenart von Gusels Stil, manches so detailliert zu beschreiben, dass es wie eine Anweisung für ein Drehbuch wirkt. Das Filmische kommt daher, dass Gusel zwar ausgebildete Deutsch- und Englischlehrerin ist, aber später auch an der Moskauer Filmhochschule Drehbuchschreiben studiert hat. Im Fall von Suleika hat sie zunächst ein Drehbuch geschrieben und dieses erst auf Anraten eines Kollegen zum Roman ausgebaut.
Ulitzkajas Aussage ist übrigens kein reines Lob, sondern auch ein bisschen kritisch gemeint. Der Stil ist Gusel Jachina in russischen Rezensionen sogar angekreidet worden, nach dem Motto: Die schreibt doch nur so, um die Filmleute aufmerksam zu machen, weil Verfilmungen mehr Geld bringen. Aber ich finde, es ist eine legitime und besonders eindrucksvolle Art, bestimmte Szenen zu gestalten. Und sie setzt die Technik nur an Stellen ein, wo es angebracht ist.
In ihrem zweiten Roman Wolgakinder gibt es eine fiktive Szene, in der Hitler und Stalin gegeneinander Billard spielen. „Hier werden bis in die letzten Details der Lichtregie die Bewegungen der Kamera vorgegeben“, schrieb dazu der Slawist Prof. Ulrich Schmid. Damit hat er hundertprozentig Recht. Das in der Übersetzung wiederzugeben ist nicht einfach und erfordert große Sorgfalt.
Der Titel Suleika öffnet die Augen ist zugleich Programm: Für die abergläubische, von allen herumgeschubste Suleika bedeuten Enteignung, Deportation und Arbeitslager paradoxerweise auch eine Art Befreiung.
Die Inspiration für die Figur der Suleika war die Lebensgeschichte von Gusel Jachinas Großmutter mütterlicherseits. Die wurde als Kind mit ihren Eltern nach Sibirien deportiert und kehrte als erwachsene, gestandene Frau mit einer sehr guten Bildung aus dem Lager zurück. Sie konnte dann noch ein Lehrerstudium aufnehmen und hat viele Jahre als Lehrerin auf dem Dorf gearbeitet. Sie hat ihrer Enkelin von der Solidarität der Häftlinge erzählt und hatte aus ihrer Zeit im Gulag einen großen Kreis von Kameradinnen und Kameraden, auf die sie sich ihr Leben lang stützen konnte.
Aus der unterdrückten tatarischen Bäuerin Suleika wird durch die Lagererfahrung eine erfolgreiche Jägerin und eine selbstständig handelnde Frau. Hier zeigt sich Gusel Jachinas dialektische Betrachtungsweise. Sie hat die Sowjetunion nur als Kind erlebt, doch sie versucht dem eindimensionalen Bild entgegenzuwirken, dass diese Zeit eine einzige Hölle auf Erden gewesen sei. Sie zeigt auch die Entwicklungsmöglichkeiten der Menschen. Dass zum Beispiel die Emanzipation der Frau in der Sowjetunion weit fortgeschritten war, ist für sie eine unbestreitbare Tatsache.
Jachinas Bücher arbeiten die dunklen Kapitel der sowjetischen Geschichte auf. Kann uns Literatur einen anderen Blick auf die Welt vermitteln?
Ich denke ja. Mit Suleika wurde Gusel Jachina zu einer der meistgelesenen Autorinnen und Autoren des Landes. Doch das Buch ist in Russland durchaus kontrovers aufgenommen worden – es gab riesiges Lob und harte Kritik. Die tatarische Geistlichkeit bestritt, dass die Frau im tatarischen Dorf so unterdrückt gewesen sei. Von kommunistischer Seite kam der Vorwurf der „Nestbeschmutzung“, die Zustände im Gulag seien nicht so schlimm gewesen. Scharfe Kritiker der Sowjetunion wiederum meinten, Gusels Darstellung sei viel zu lasch. Dazu gab es einen Nachklang im deutschen Feuilleton: Die Überschrift der Rezension in der FAZ vom 14.03.2017 lautete „Willkommen in Bad GULag“.
Manche Rezensenten werfen der Autorin vor, sie vermische Mythos und Wirklichkeit, sie entferne sich von der Realität. Andere halten ihre Bücher für literarische Roadmovies, für reine Abenteuerliteratur oder gar Kitsch. Gusel Jachina hält solchen Kritikern entgegen, sie behandle sehr schwierige, tragische Vorgänge. Elemente wie nationale Exotik, Spannung, Abenteuer und gelegentlich eine Liebesgeschichte dienten ihr dazu, Leser aller Generationen und Nationalitäten anzuregen, sich mit diesen Themen zu befassen und tiefer darüber nachzudenken. Das starke Echo der Leser in Russland und der Welt gibt ihr Recht.
Mir imponiert, dass sie in allen drei Romanen ihrer Linie treu geblieben ist. Ihre dialektische Methode zeigt sich darin, dass Menschen, die etwas Gutes wollen, oft Böses tun, weil sie durch die Umstände dazu gezwungen werden – wie etwa Dejew in Wo vielleicht das Leben wartet. Jede Revolution ist ein Gewaltakt, der viele Opfer fordert, aber (wenn sie gelingt) Gutes hervorbringen soll. Gusels Bücher zeigen immer beide Seiten – das gehört zur Meisterschaft ihres Erzählens. Sie schreibt Literatur, die die Leute lesen wollen, die sie zum Nachdenken bringt und Debatten auslöst.
Gusel Jachinas zweiter Roman Wolgakinder schildert die Geschichte der Wolgadeutschen in den Wirren der frühen Sowjetunion aus Sicht des Dorfschullehrers Jakob Iwanowitsch Bach. Ist den deutschen Leser*innen diese Welt näher als die tatarisch-sibirische von Suleika?
Klar war, dass das Buch in Deutschland größeres Interesse bei der allgemeinen Leserschaft finden wird. Sonst hätten Gusel Jachina und ich dafür 2020 auch nicht den Georg Dehio-Preis des Deutschen Kulturforums östliches Europa bekommen (Interview). Unter den deutschen Lesern sind viele Russlanddeutsche, und bei den Lesungen ging es oft um ganz andere Dinge, nämlich um ihre Unzufriedenheit mit den Verhältnissen hier und ihre eigene Lebensgeschichte, die in Deutschland gar keine Rolle spielt. Das Problem ist ja, dass sie in der Sowjetunion immer „die Deutschen“ waren, mit allen damit verbundenen Nachteilen, und für viele Menschen hier sind sie jetzt „die Russen“. Die Betroffenen leiden darunter. Aber sie haben das Buch mit großem Interesse gelesen. Für die junge Generation der Russlanddeutschen ist es insofern wertvoll, als sie vieles über ihre eigene Geschichte nicht wissen. In der Sowjetunion und später in Russland gab es bei der älteren Generation ein allgemeines Widerstreben, darüber zu reden.
Die Wolgakinder enden im Jahr 1938. Daher wird häufig gefragt, warum die Autorin das schlimmste Erlebnis, das den Russlanddeutschen widerfahren ist – die Deportation im Jahr 1941 – völlig außen vor gelassen hat. Sie antwortet, dass es über diese allgemein bekannte Tatsache jede Menge Literatur gebe und sie über die weniger bekannten Aspekte schreiben wollte. Stalin begründete die Deportation der Krimtataren und Wolgadeutschen damit, dass er verhindern wollte, dass sie mit den deutschen Faschisten kollaborieren. Die Gegenargumentation – sowohl in Russland als auch international – ist meistens, dass sie gar nicht diese Absicht gehabt hätten. Sie sahen sich als Bürger der Sowjetunion und hätten auch an der Front gekämpft. Dass Stalin die Russlanddeutschen pauschal des Verrats verdächtigte, ist schlimm, doch es gab sicherlich einzelne, die eine solche Rolle gespielt haben. Gusel zeichnet in ihrem Buch ein differenziertes Bild dieser Volksgruppe.
Der dritte Roman Wo vielleicht das Leben wartet spielt während der Hungersnot in der Wolgaregion Anfang der 1920er Jahre. Straßenkinder sollen durch Zugtransporte ins sonnige und noch gut versorgte Samarkand gebracht und so vor dem Hungertod gerettet werden. Die Kinder unterhalten sich in einem wilden Sprachengewirr, erfinden freche Reime, verwenden Dutzende von Synonymen und tragen kuriose Spitznamen wie Skorbut-Sonja oder Kolja Camembert. Wie bildet man solche Wortspielereien im Deutschen nach?
Die Spitznamen haben mich vor eine äußerst schwierige und mehrschichtige Aufgabe gestellt. Erstens die Masse – allein gegen Ende werden fünf Seiten lang Spitznamen aufgezählt. Erst dachte ich, das lenkt doch nur von der Geschichte ab, aber die Namen haben eine Funktion: Der Rotarmist Dejew hat anstelle der unterwegs verstorbenen Kinder neue aufgenommen, die hungernd durchs Land zogen, was streng verboten und strafbar war. Aber er hat es riskiert, weil er sie nicht leiden sehen konnte. Die Heimleiterin in Samarkand will nach der Vorschrift ausschließlich Kinder aus Kasan aufnehmen. Interessanterweise ist das Heim nur für 350 Kinder ausgelegt – es wurde also eiskalt kalkuliert, dass unterwegs mindestens ein Drittel der Kinder stirbt. Um zu beweisen, dass er die Kinder seit Beginn der Reise kennt, ruft Dejew am Ende alle 500 mit ihren Spitznamen auf. Die Heimleiterin glaubt ihm nicht wirklich, aber Dejew erreicht mit diesem Betrug sein zutiefst menschliches Ziel, allen diesen Kindern Nahrung und ein Dach über dem Kopf zu geben – wieder ein Beispiel für Gusels dialektisches Vorgehen.
Die Übersetzung der Spitznamen war keine leichte Aufgabe. Sie teilen sich in mehrere Gruppen: zum einen Namen mit sexistischer Konnotation – für die Geschlechtsorgane des Menschen gibt es im Deutschen natürlich diverse Entsprechungen, aber ich musste lange suchen, bis ich so viele Varianten beisammenhatte. Dann Helden aus Filmen und Büchern und ein bisschen verrückte Benennungen nach Essbarem – alles noch machbar. Schwierig wurde es bei Namen aus der russischen Geschichte, Literatur und Politik jener Jahre, die in Deutschland nur wenige kennen. Ich musste Entsprechungen finden, die dem Original inhaltlich nahekommen, im Deutschen als Spitznamen erkannt werden und auch noch lustig klingen!
Gusel war klar, dass manche Namen nach den genannten Voraussetzungen nicht übersetzbar waren. Sie gestand mir zu, im Fundus der deutschen Sprache frei nach passenden Varianten zu suchen. Meine Liste überzeugte sie schließlich nach gründlicher Prüfung. „Die wird das Buch schmücken“, meinte sie, und tatsächlich haben viele Rezensenten sie als Kuriosum, als etwas ganz Besonderes erwähnt. Beim Kritiker der FAZ vom 18.08.2022 klingt das so: „Gusel Jachina würdigt den Einsatz ihres Zugführers zum Schluss mit fünf Buchseiten, die nur aus der Nennung der Spitznamen aller fünfhundert mit ihm ans Ziel gelangten Kinder besteht. Dieser Kunstgriff ist in der jüngeren zeitgeschichtlichen Romanliteratur meist Opferlisten vorbehalten, hier feiert er einmal das Leben. Wie das ganze Buch.“
Gusel Jachina spricht hervorragend Deutsch. Wie wirkt sich das auf Ihre Zusammenarbeit aus?
Gusel ist als Kooperationspartnerin geradezu ideal. Fragen zum Verständnis oder zur Interpretation des Textes beantwortet sie umgehend und zwar so, dass ich als Übersetzer auch etwas damit anfangen kann. Da sie so gut Deutsch (und Englisch) spricht, kann sie Übersetzungsvorschläge kompetent beurteilen, und es entspinnt sich eine fruchtbare Diskussion. Sie ist nicht die einzige russische Autorin, die ich übersetzt habe und die Deutsch spricht, aber manche überschätzen das und beanspruchen bei der Übersetzung das letzte Wort. Gusel hingegen handelt nach der Devise: „Für den deutschen Text ist der Muttersprachler verantwortlich.“
Unsere Zusammenarbeit hat sich mit den Jahren weiterentwickelt. Bei Suleika wusste ich noch nicht, dass sie Deutsch spricht. Die Mails mit meinen Fragen habe ich brav auf Russisch getippt und aus Moskau stets russische Antworten bekommen. Als ich dann bei ihrer ersten Lesung in Berlin, incognito im Publikum sitzend, ihre ersten Sätze in makellosem Deutsch zu hören bekam, war das ein Schock und eine freudige Überraschung zugleich.
Mit den Jahren ist aus den Sachdiskussionen eine freundschaftliche Kooperation geworden. Seit den Wolgakindern gestalten wir Lesungen gemeinsam. Gusel schlägt mit ihren klugen, überzeugenden Antworten auch auf komplizierte Fragen die Zuhörer in ihren Bann. Ich habe Gelegenheit, Fragen zu politischen Hintergründen zu beantworten und von der Spezifik, aber auch den Schwierigkeiten meiner Arbeit zu berichten. Besonders berührend fand ich den Kommentar eines Dresdeners bei einer Lesung aus Wo vielleicht das Leben wartet: Er sehe mit Freude und Genugtuung, dass der deutsche Text nicht von einem anonymen Automaten, sondern von einem Menschen mit eigenem Profil, mit eigenen Ansichten und Gedanken stamme. So etwas hört der Übersetzer nicht oft.
Kritisiert die Autorin Ihre Übersetzungslösungen auch manchmal?
Das kommt durchaus vor. Bei Wo vielleicht das Leben wartet wollte sie die drei Hauptgruppen der handelnden Personen durch deren Sprache charakterisieren: Die Gebildeten sprechen gewählt-literarisch, bei den Kindern sollten Argot und Straßenjargon eine Rolle spielen. Dazu die Spitznamen, für die ich keine Vorbilder hatte. Zwischen diesen beiden Extremen steht Dejew, der zwar ungebildet, aber mit einer weichen, mitfühlenden Seele ausgestattet ist und über komplizierte Probleme und Gefühlslagen nachgrübelt, was sich in den Dialogen niederschlägt. Diese drei Sprachebenen sollten deutlich voneinander abgesetzt sein. Wie die Gebildeten und die Kinder im Deutschen sprechen, fand Gusel in Ordnung, aber Dejews Ausdrucksweise mangelte es aus ihrer Sicht zunächst an eigenem Profil. In langen Debatten, an denen sich auch die Lektorin und die Agentin beteiligten, haben wir das Problem schließlich zu ihrer Zufriedenheit gelöst.
Mit der Erklärung „Das ist nicht mein Krieg“ hat sich Gusel Jachina schon im März 2022 klar gegen den Krieg positioniert.
Das stimmt. Sie lebt nach wie vor in Moskau. Ins Exil gehen will sie nicht, denn Russland ist ihr Land, seine Menschen sind der Stoff ihrer Literatur. Natürlich fragt sie sich, ob und wie lange sie dort Bücher wie ihre bisherigen Bestseller wird schreiben und veröffentlichen können. An Lesungen ist zurzeit nicht zu denken.
Zu welchem Thema würden Sie sich ein Buch von Gusel Jachina wünschen?
Das ist schwer … Sie meinen, von den brachliegenden Themen der Sowjetgeschichte? Bisher hatte sie für ihre Romanfiguren ja immer Vorbilder aus der eigenen Familie wie die deportierte Großmutter mütterlicherseits oder ihren Großvater väterlicherseits, der in den Hungerjahren von seiner Familie ausgesetzt wurde und sich als Straßenkind allein durchschlagen musste. Er ist das Vorbild für den Sagrejka in Wo vielleicht das Leben wartet. Die seit dem Februar 2022 auch in Russland äußerst angespannte Situation bietet kein Klima für konzentrierte schriftstellerische Arbeit. Gusel Jachina hat seit Längerem ein neues Projekt auf dem Tisch. Das Thema kenne ich, aber ich darf es noch nicht verraten.