Bücher können süchtig machen. Eine Gefahr, die gern ignoriert wird – so machen wir doch in der heutigen Zeit vor allem Streaming-Dienste für unseren schnellen Konsum der neuesten Serien-Erzählungen verantwortlich. Doch bevor es Netflix gab, gab es Klassiker wie William Makepeace Thackerays Jahrmarkt der Eitelkeit, die vor mehr als 150 Jahren ihre viktorianischen Leser:innen in Atem hielten.
Von 1847 bis 1848 erschien monatlich ein neuer Teil der insgesamt 19-teiligen Serie. Die Publikationsform war keineswegs unüblich: Charles Dickens, ein Rivale Thackerays, hatte diese Praxis mit großem Erfolg wiederbelebt. Wer jedoch sein Publikum monatlich bei Laune halten will, braucht einen mitreißenden Plot. So kommt auch Thackerays Jahrmarkt der Eitelkeit nicht ohne den ein oder anderen großen Cliffhanger aus – dazu gehört (Spoiler!) der Tod einer der vier Hauptfiguren nach ungefähr der Hälfte des Romans.
Jahrmarkt der Eitelkeit, im englischen Original Vanity Fair, gilt als einer der bedeutendsten englischsprachigen Romane. Trotzdem erfreut er sich nicht derselben Beliebtheit wie Charlotte Brontës Jane Eyre oder der immer wieder neu verfilmte Dickens-Roman Große Erwartungen. Man könnte fast behaupten, dass Thackerays Vanity Fair langsam aus dem kulturellen Gedächtnis verschwindet. In der englischsprachigen Welt ist die seit den 80er Jahren verlegte Zeitschrift mit demselben Namen mitunter bekannter.
Und auch in deutschen Buchhandlungen schien Jahrmarkt der Eitelkeit mittlerweile vergriffen zu sein. Während die Erstübersetzung von Christoph Friedrich Grieb aus dem 19. Jahrhundert im Internet kursiert, sind andere Übersetzungen aus den 50er Jahren von Theresia Mutzenbecher oder Katja Mann eher in Bibliotheken oder antiquarisch erhältlich. Daneben gibt es übrigens noch mindestens drei weitere Übersetzungen ins Deutsche. Die vor Kurzem erschienene Neuübersetzung von Hans-Christian Oeser im Reclam Verlag soll nun Abhilfe schaffen und Jahrmarkt der Eitelkeit zu neuem Glanz verhelfen.
Der Zeitpunkt für das Erscheinen der Neuübersetzung könnte tatsächlich kaum besser sein. Mit seiner Mischung aus gesellschaftlichem Panorama, Satire und Liebesdramen ähnelt Jahrmarkt der Eitelkeit einem der größten Netflix-Erfolge des letzten Jahres: Bridgerton. Oder anders gesagt: Moderne Leser:innen sollten mit Vanity Fair, das ebenfalls in der Regency-Ära spielt, ebenso viel anfangen können wie mit Bridgerton, obgleich Thackerays Roman in einen üppigeren historischen Kontext eingebettet und insgesamt anspruchsvoller ist.
Für Unterhaltung der besonderen Art sorgt der mitunter zynische und geistreiche Erzählkommentar, der einer langen literarischen Tradition in der englischsprachigen Literatur folgt. Thackeray deutet an, dass sein naseweiser Erzähler sich in denselben Kreisen wie die vier Hauptfiguren bewegt. Gänzlich allwissend ist der Erzähler jedoch nicht. Wenn die jüngeren Männer in die Schlacht bei Waterloo ziehen, bleibt der Fokus auf den wartenden Frauen und Familienangehörigen. Und auch der Rest des britischen Weltreichs, in das hin und wieder Figuren entsandt werden, ist nur in Andeutungen greifbar.
Der Übersetzer Hans-Christian Oeser hatte die Aufgabe, die bissigen Beobachtungen des Erzählers entsprechend ins Deutsche zu bringen. Wenn dieser seine Weisheiten und Ratschläge mit den Lesenden teilt, dann triefen die Sätze, die sich hier eng am Satzbau des Originals orientieren, auch im Deutschen vor Ironie:
Be cautious then, young ladies; be wary how you engage. Be shy of loving frankly; never tell all you feel, or (a better way still), feel very little.
Seid also vorsichtig, ihr jungen Damen; seid auf der Hut, wie ihr euch verlobt. Scheut euch, unverhohlen zu lieben; sagt nicht alles, was ihr fühlt, oder (besser noch) fühlt sehr wenig.
Besonders vertrauenswürdig ist der dominante Erzähler, der seine Leser:innen regelmäßig direkt adressiert, nicht. Er gibt selbst zu, dass es hin und wieder besser sei, manche Dinge der Vorstellungskraft der Leserschaft zu überlassen. Das mag wenig überraschen, handelt Jahrmarkt der Eitelkeit doch von Ehebruch, Spielsucht, Habgier und Machtmissbrauch. Am Ende wird zwischen den Zeilen sogar ein Mord angedeutet. Damit sich Lesende nicht gänzlich im Glanz und Glamour des Geschehens verlieren, führt der Erzähler in regelmäßigen Abständen vor Augen, um welchen Roman es sich handelt:
But my kind reader will please to remember that this history has „Vanity Fair“ for a title, and that Vanity Fair is a very vain, wicked, foolish place, full of all sorts of humbugs and falsenesses and pretensions. And while the moralist, who is holding forth on the cover (an accurate portrait of your humble servant), professes to wear neither gown nor bands, but only the very same long-eared livery in which his congregation is arrayed: yet, look you, one is bound to speak the truth as far as one knows it, whether one mounts a cap and bells or a shovel-hat; and a deal of disagreeable matter must come out in the course of such an undertaking.
Doch der geneigte Leser möge bitte bedenken, dass diese Geschichte auf ihrem knallgelben Einband den Titel Jahrmarkt der Eitelkeit trägt und dass der Jahrmarkt der Eitelkeit ein sehr eitler, sündhafter, törichter Ort ist, voll von allerlei Schwindeleien, Unaufrichtigkeiten und Anmaßungen. Und sehen Sie, wenngleich der Moralist, der sich auf dem Einband präsentiert (ein genaues Porträt Ihres ergebenen Dieners), behauptet, weder Talar noch Beffchen zu tragen, sondern nur die gleiche Eselsohrenkappe, mit der sich auch seine Gemeinde schmückt, so ist man doch verpflichtet, die Wahrheit zu sagen, soweit man sie kennt, ob man nun Schellenkappe oder Schaufelhut aufsetzt; und bei einem solchen Unterfangen muss nun einmal eine Menge unangenehmer Dinge ans Licht kommen.
Es dürfte kein leichtes Unterfangen für den Übersetzer gewesen sein, einen 900 Seiten starken Roman so beisammen zu halten, dass er an einzelnen Stellen wie diesen nicht auseinanderfällt. Doch Oeser gelingt das hervorragend. Selbst wenn er Anpassungen vornimmt, die tiefer in die Struktur des Textes eindringen, so sind sie doch immer zielführend: Hier zum Beispiel zieht er „yet, look you“, das im Englischen dazu dient, den Fokus auf den letzten Teil des Satzes zu richten, an den Anfang des deutschen Satzes („Und sehen Sie“). Auf gewisse Weise bestärkt die Veränderung den Eindruck, dass der Erzähler nicht selten abschweift, kurzum in ein Geschwafel verfällt, das an vielen Stellen den Witz ausmacht, solange Thackeray und sein Übersetzer es zu kontrollieren wissen.
Aufmerksamen Leser:innen dürfte zudem der Verweis auf den „knallgelben Einband“ auffallen, der sich nicht in dem hier zitierten englischen Original finden lässt. Tatsächlich ist lediglich im Manuskript und in der Erstausgabe von „gaudy yellow covers“ die Rede. In späteren Ausgaben wurde der Zusatz gestrichen. Auch an anderen Stellen dürfte sich die deutsche Übersetzung, die mutmaßlich auf der Erstausgabe basiert, von englischen Fassungen nicht gravierend, aber doch bei einem genaueren Vergleich auffallend unterscheiden. So wird beispielsweise Miss Sharp, zu der wir gleich noch kommen werden, an einer Stelle im Deutschen nicht nur als „Misanthropin“, sondern auch als „Misogynin“ beschrieben. In späteren englischsprachigen Ausgaben ist diese Bezeichnung nicht mehr zu finden.
Der einprägsame Titel des Romans fällt im Laufe des Geschehens immer wieder, obgleich er nie von Thackerays Figuren verwendet wird, die kein Bewusstsein dafür haben, dass sie sich auf einem „Jahrmarkt der Eitelkeit“ bewegen. Für Thackeray war die Wahl des Titels eine schwere Geburt. Der Legende nach soll er eines Nachts aufgesprungen sein und dreimal hintereinander „Vanity Fair“ gerufen haben, während er im Zimmer umhergerannt ist. „Vanity Fair“ war jedoch nicht seine eigene Erfindung. Der Begriff stammt aus dem damals sehr bekannten literarisch-baptistischen The Pilgrim’s Progress von John Bunyan und bringt Bedeutungsebenen mit sich, die der deutsche Titel gar nicht abbilden kann. Denn „Jahrmarkt der Eitelkeit“ ist eine Redewendung, die ihren Ursprung in der Übersetzung von Thackerays Roman hat und sich erst nach Erscheinen des Buches in den deutschen Sprachgebrauch integriert hat. Kein Wunder also, dass der Titel der deutschen Übersetzungen nie wieder angerührt wurde.
Der ebenfalls viel diskutierte Untertitel „Roman ohne Held“ erscheint auch auf dem Cover der Neuübersetzung. Vergleicht man Thackerays Figurenkonstellation beispielsweise mit Dickens‘ titelgebenden Protagonisten wie David Copperfield oder Oliver Twist, dann gibt es in Jahrmarkt der Eitelkeiten tatsächlich nicht den einen Helden. Thackeray konzentriert sich stattdessen auf das Schicksal zweier Frauen, Amelia Sedley und Becky Sharp, die sich in ihrer Jugend kennenlernen und im Laufe ihres Lebens – geprägt von sozialen Auf- und Abstiegen – immer wieder begegnen. Amelia heiratet den selbstverliebten George Osborne, ihre Jugendliebe, während Becky eine Ehe mit dem dümmlichen, ihr jedoch treu ergebenen Rawdon Crawley eingeht, Erbe des Vermögens seiner jahrelang im Sterben liegenden Tante. William Dobbin ist Osbornes bester Freund und ebenfalls eine stete Präsenz. Seine zunächst unausgelebte, aber konstante Liebe zu Amelia gibt dem Roman zwischen all den Eitelkeiten und Intrigen emotionale Gravitas.
Der eindeutige Star des Romans ist jedoch Becky Sharp. Gut hundert Jahre nach Erscheinen des Romans mutmaßte der Literaturwissenschaftler Roger Penn Cuff, dass Becky zu seiner Lebenszeit deutlich beliebter sein dürfte als im viktorianischen Zeitalter. Und damit hat er nicht Unrecht. Selbst im 21. Jahrhundert ist Becky eine überaus moderne, nicht unproblematische, aber dafür faszinierende Heldin: intelligent und ambitioniert, großspurig und kalkulierend, manchmal empathisch, selten großherzig. Männer sind ihr verfallen; Frauen mögen sie nicht besonders. Im Vergleich zur gutmeinenden, aber langweiligen Amelia ist sie in ihrer ganzen Widersprüchlichkeit das schillernde Zentrum des Geschehens.
Die beiden Frauen lernen sich auf einer Mädchenschule kennen, in der Becky, deren Eltern früh verstorben sind, als Lehrerin aushilft. Anders als die Direktorin spricht Becky fließend Französisch und macht sich, kurz bevor sie und Amelia die Schule für immer verlassen, über sie lustig:
„[…] But that talking French to Miss Pinkerton was capital fun, wasn’t it? She doesn’t know a word of French, and was too proud to confess it. I believe it was that which made her part with me; and so thank Heaven for French. Vive la France! Vive l’Empereur! Vive Bonaparte!“ „O Rebecca, Rebecca, for shame!“ cried Miss Sedley; for this was the greatest blasphemy Rebecca had as yet uttered; and in those days, in England, to say, „Long live Bonaparte!“ was as much as to say, „Long live Lucifer!“ „How can you—how dare you have such wicked, revengeful thoughts?“ „Revenge may be wicked, but it’s natural,“ answered Miss Rebecca. „I’m no angel.“ And, to say the truth, she certainly was not.
»[…] Aber wie ich mit Miss Pinkerton Französisch parliert habe, das war ein kapitaler Spaß, nicht wahr? Sie kann kein Wort Französisch und war zu stolz, es zuzugeben. Ich glaube, deswegen hat sie sich von mir getrennt, und dem Himmel sei Dank für die französische Sprache. Vive la France, vive l’Empereur, vive Bonaparte!« »Oh, Rebecca, Rebecca, schäm dich!«, rief Miss Sedley, denn dies war die schlimmste Blasphemie, die Rebecca bis dahin ausgestoßen hatte; in England zu jener Zeit »Lang lebe Bonaparte« zu rufen war gerade so, als riefe man »Lang lebe Luzifer«. »Wie kannst du nur – wie kannst du es wagen, solch böse, rachsüchtige Gedanken zu haben?« »Rache mag bösartig sein, ist aber natürlich«, antwortete Miss Rebecca. »Ich bin kein Engel.« – Und um die Wahrheit zu sagen, ein Engel war sie gewiss nicht.
Bei dem englischen „wicked“ schwingt noch eine andere Bedeutung mit, die das deutsche „böse“ nicht ganz mit einfängt, aber ein Kernproblem für viktorianische Leser:innen bedeutet: Beckys Gottlosigkeit. Zwar läuft auch sie nicht gänzlich ohne moralischen Kompass durch London, aber im Vergleich zu Amelia – dem fügsamen „Angel in the House“ – verstoßen ihre Handlungen gegen die von christlichen Tugenden geprägten gesellschaftlichen Regeln und dürften selbst beim heutigen Publikum ab und an für Irritationen sorgen.
Oeser übersetzt tendenziell nah am Ausgangstext, setzt aber durchaus auch sehr eigentümliche Akzente. In seiner Übersetzung „parliert“ Becky und spricht von einem „kapitalen Spaß“, letzteres eine enge Orientierung am Englischen, die hier funktioniert, obgleich sie nichts zur sprachlichen Modernisierung der deutschen Übersetzung beiträgt. Doch in Kombination mit dem „parliert“ hat seine Übersetzung den Effekt, dass Beckys Rede seltsam gekünstelt wirkt, was jedoch nicht stört, sondern gewinnbringend für die Charakterisierung der Figur ist und den neckischen Unterton verstärkt. Der „Jahrmarkt der Eitelkeit“ wimmelt von Schaumschlägern, zu denen auch die talentierte Becky gehört, und dies schlägt sich auch in der Sprache nieder.
Wie so viele andere Romane seiner Zeit kommt auch Jahrmarkt der Eitelkeit nicht ohne Verweise auf die britische Kolonialherrschaft aus. Thackeray selbst war der Sohn eines Kolonialbeamten und wurde in Kolkata geboren. Zu Beginn des Romans kehrt Jos Sedley, Amelias Bruder, zusammen mit Dobbin aus den Kolonien zurück und seine Familie tischt dem heimgekehrten Sohnemann ein indisches Curry auf, an dem sich Becky in einer höchst komischen Szene die Zunge verbrennt. Viele der etwas derberen Witze in dem Roman gehen auf Kosten des karikaturhaften Jos Sedley, ein extravaganter Tölpel, den Becky zunächst als potentiellen Ehemann auserkoren hätte, wäre ihnen nicht jemand in die Quere gekommen.
Die Sedleys haben auch einen Diener namens „Sambo“, dessen abwertender Name seine afrikanische Herkunft andeutet. Obgleich die britischen Kolonien immer wieder in viktorianischen Romanen für den Plot herhalten müssen, so sind explizite Darstellungen von People of Colour doch insgesamt selten zu finden. „Sambo“ hat in Jahrmarkt der Eitelkeit keinen Redeanteil, aber er ist am Anfang in allen Szenen der Familie Sedley präsent und dient vor allem deren Charakterisierung. So ist „Sambo“ geschmeichelt, dass Becky, die andere sehr gut einschätzen und zu umgarnen weiß, ihn mit „Sir“ anspricht. Mit Mr. Sedley lacht er hingegen gemeinsam über die Missgeschicke des schwerfälligen Jos.
Komplexer wird das Ganze, als Jos Sedley eine Miss Swartz heiraten soll, deren sprechender Name auf ihr Äußeres verweist, welches sie – trotz gravierender Unterschiede, was die gesellschaftliche Stellung betrifft – mit dem Diener der Sedleys verbindet: „Ihr kohlrabenschwarzes Haar ist so kraus wie Sambos,“ heißt es in der Übersetzung. Miss Swartz ist eine reiche „Mulattin“ und daher eine attraktive Frau, doch Jos Sedley begegnet seinem Vater mit einer Flut an rassistischen Bemerkungen, als dieser mit der Idee einer Eheschließung an ihn herantritt. In Oesers Übersetzungen bleiben die Rassismen so stehen, wie es das Original vorgibt, und es bleibt ein Dilemma für Klassiker-Übersetzungen, wie diskriminierungssensible Sprache überhaupt eingesetzt werden soll, wenn der Text Rassismen ganz offensichtlich zur Figurenzeichnung verwendet und diese nicht auf die Kappe der Übersetzenden geht. Es ist an dieser Stelle und bei der Frage nach der der Übersetzung zugrundeliegenden Ausgabe vor allem bedauernswert, dass die Neuübersetzung von Jahrmarkt der Eitelkeiten ohne ein Nachwort oder einen Kommentar des Übersetzers auskommen muss. Zwar gibt es Anmerkungen, aber diese umfassen in erster Linie die Übersetzung der französischen Zitate.
Dass Jahrmarkt der Eitelkeit dennoch unbedingt lesenswert ist, liegt nicht nur an Becky Sharp selbst, sondern auch am Umgang mit dieser, der heutigen Befindlichkeiten gerecht werden dürfte, ohne zu stark eine Lesart vorzugeben. Beckys Grenzüberschreitungen lässt der Erzähler selten unkommentiert, außer an besonders delikaten Stellen. Trotzdem stellt Thackeray sehr sorgfältig die sozioökonomischen Unterschiede heraus, die dafür verantwortlich sind, dass Becky Sharp – Tochter eines verarmten Künstlers, ohne Geld, Familie oder nennenswerte Kontakte – einen gänzlich anderen Weg einschlägt als die wohlbehütet aufgewachsene Amelia. Als die Gerüchte um Beckys Affäre mit Lord Steyne, von dem sie sich Geld leiht, ihren Höhepunkt nehmen, widerspricht der Erzähler:
I protest it is quite shameful in the world to abuse a simple creature, as people of her time abuse Becky, and I warn the public against believing one-tenth of the stories against her.
Ich beteuere, dass es eine Schande für die Welt ist, ein einfaches Geschöpf zu schmähen, so wie die Menschen zu ihrer Zeit Becky schmähten, und ich warne das Publikum davor, auch nur ein Zehntel der Geschichten über sie zu glauben.
Auch ein solcher Einwand kommt in Jahrmarkt der Eitelkeit nicht ohne Ironie aus. Seine Heldin ist schließlich alles andere als ein „einfaches Geschöpf“, sondern eine der eigenwilligsten und komplexesten, wenn nicht sogar tragischsten Figuren der englischsprachigen Literaturgeschichte. In der Neuübersetzung von Hans-Christian Oeser ist Jahrmarkt der Eitelkeit ein vielschichtiges Vergnügen und dürfte einige neue Leser:innen finden. Ein Klassiker mit Suchtpotenzial in preisverdächtiger Übersetzung.