Unse­re Lieb­lings­über­set­zun­gen 2024

Zum Jahresende teilt die Redaktion ihre persönlichen Favoriten. Wir stellen sechs Übersetzungen vor, die uns in diesem Jahr besonders bewegt haben. Von

Sechs Übersetzugen - die Ballade vom vakuumverpackten Hähnchen, die Eisenbahnen Mexikos, dieses Meer, dieses unerbittliche Meer, La Storia, die Concierge auf See und Europas Hunde. Hintergrund: Schneelandschaft.
Sechs Übersetzungen für den Winter. Hintergrundbild: Ant Rozetsky via Unsplash

1991, Gefäng­nis­in­sel Nis­ida vor Nea­pel. Der fünf­zehn­jäh­ri­ge Zeno bekommt eine letz­te Chan­ce: Sei­ne Leh­re­rin, Signo­ra Mar­ti­na, hat ihm für Weih­nach­ten zwei Tage Aus­gang orga­ni­siert, und er fie­bert dem Moment ent­ge­gen, an dem er sei­ne Mut­ter zumin­dest für ein paar Stun­den wie­der­se­hen darf. Aber vor­her soll er Tage­buch füh­ren und auf­schrei­ben, was er denkt und fühlt, und wor­an er sich erinnert.

Sei­ne von Schlä­gen und Armut gepräg­te Kind­heit, an die er sich nicht erin­nern kann oder will, ende­te mit zehn Jah­ren, als sein Vater ins Gefäng­nis muss­te. Als ein­zi­ge Mög­lich­keit, sei­ne Mut­ter und Schwes­ter zu unter­stüt­zen, blei­ben auch ihm nur die kri­mi­nel­len Revier­kämp­fe sei­nes Vier­tels. Die Jugend­li­chen ohne Zukunft die­nen den „Capos“ als idea­le Dro­gen­ku­rie­re. Und so gerät er eines Tages zwi­schen die Fron­ten und erschießt einen ande­ren Jun­gen. In die­sem bei­na­he the­ra­peu­ti­schen Beken­ner­schrei­ben beschreibt Zeno lie­be­voll sei­ne Mit­in­sas­sen und erzählt ihre Geschich­ten. Er träumt davon, eines Tages Schrift­stel­ler zu wer­den, zu rei­sen und sei­ne Freun­din Nata­li­na zu heiraten.

Die kurz­wei­li­ge und gleich­zei­tig inten­si­ve Lek­tü­re des Debüts von Fran­ce­s­ca Maria Ben­ven­uto, gebo­ren 1986 in Nea­pel, hält die Span­nung bis zum Schluss auf­recht, ob er es schaf­fen wird, sei­ne Mut­ter wie­der­zu­se­hen (was hier natür­lich nicht ver­ra­ten wird). Dazu dient vor allem der unge­bro­che­ne Lese­fluss, der in der Über­set­zung super erhal­ten wur­de und die unge­fil­ter­ten, nai­ven Gedan­ken von Zeno wider­spie­gelt. Um den nea­po­li­ta­ni­schen Dia­lekt von Zeno nach­zu­bil­den, hat Chris­ti­ne Ammann ein auf­fäl­li­ges, den gesam­ten Roman durch­zie­hen­des Sprach­re­gis­ter gewählt, das von umgangs­sprach­li­chen Kurz­for­men, Recht­schreib­feh­lern und unge­wöhn­li­chen gram­ma­ti­schen Kon­struk­tio­nen geprägt ist. – Vik­to­ria Wenker

Fran­ce­s­ca Maria Benvenuto/Christine Ammann (aus dem Ita­lie­ni­schen): Die­ses Meer, die­ses uner­bitt­li­che Meer, Ver­lag Ant­je Kunst­mann 2024, 176 Sei­ten, 22 Euro.


Als Ninon Moi­neau, eine Pari­ser Con­cier­ge, ihren Ruhe­stand antritt, trifft sie eine fol­gen­rei­che Ent­schei­dung. Um auf ihre alten Tage noch etwas von der Welt zu sehen, tauscht sie ihre dürf­ti­ge Ren­te gegen Kost und Logis auf einem Con­tai­ner­schiff ein. Dafür schließt sie einen Leib­ren­ten­ver­trag mit einem omi­nö­sen Richard LeRoy. Statt in ihrer 18-m²-Loge in der Rue de la Cor­de­rie Nr. 5 sitzt sie jetzt also auf 12 m² in einem Con­tai­ner  auf einem Frach­ter, der auf einer immer­glei­chen Schlei­fe alle 77 Tage die Welt­mee­re abfährt.

Und dort sitzt sie fest. Denn wie sich her­aus­stellt, hat sie einen Pakt mit einem Teu­fel der Immo­bi­li­en­spe­ku­la­ti­on geschlos­sen, einem Finanz­hai, der sich tot­stellt, als Ninon ver­sucht, mit ihm Kon­takt auf­zu­neh­men. In ihrer Not schreibt Ninon dar­auf­hin einer gewis­sen Clé­men­ti­ne Noi­set­te, die sie nicht kennt, an deren Namen sie sich aber erin­nert, weil er mit dem Zusatz „Bera­tung“ auf einem Mes­sing­schild an der Tür der Rue de la Cor­de­rie N°6 stand. Clé­men­ti­ne Noi­set­te ant­wor­tet, aller­dings denk­bar wort­karg. Zum Glück ist da noch ein gewis­ser Aimé Cosat, der sich in die Kor­re­spon­denz ein­zu­mi­schen beginnt.

Mit Une loge en mer hat Maga­li Des­cl­ozeaux den Brief­ro­man aus der Mot­ten­kis­te geholt und führt mit dem herr­lich skur­ri­len Schrift­wech­sel zwi­schen Ninon, Clé­men­ti­ne, Aimé und ande­ren mal eben die Absur­di­tä­ten eines glo­ba­li­sier­ten Spät­ka­pi­ta­lis­mus vor. Zwi­schen Alters­ar­mut und Immo­bi­li­en­spe­ku­la­ti­on, Steu­er­oa­sen und Brief­kas­ten­fir­men ent­steht eine hoch­span­nen­de Erzäh­lung, die unter dem Titel Die Con­cier­ge ist auf See die­ses Jahr im Maro Ver­lag auch auf Deutsch erschie­nen ist. Aus dem Fran­zö­si­schen über­setzt hat ihn Mer­le Struve, die es schafft, mit gro­ßer Prä­zi­si­on und schein­bar spie­le­ri­scher Leich­tig­keit die Jar­gons von See­fahrt und Finanz­trick­se­rei auch im Deut­schen in einer humor­vol­len Spra­che zu ver­bin­den und den uner­war­te­ten Brief­freund­schaf­ten einen Ton­fall augen­zwin­kern­der Inti­mi­tät zu geben. – Sula Textor

Maga­li Desclozeaux/Merle Struve (aus dem Fran­zö­si­schen): Die Con­cier­ge ist auf See, Maro Ver­lag 2024, 168 Sei­ten, 22 Euro.


Ich bin natür­lich ein wenig vor­ein­ge­nom­men, was Euro­pas Hun­de von Alhierd Bachare­vič angeht. Sein Über­set­zer Tho­mas Wei­ler hat­te mir im Sep­tem­ber aus­führ­lich erzählt, wie viel Arbeit in den Roman geflos­sen ist, wie lan­ge es gedau­ert hat, den pas­sen­den Ver­lag zu fin­den, und wie müh­sam es gene­rell ist, Inter­es­se für bela­rus­si­sche Lite­ra­tur zu wecken. Die­ser Auf­wand führt ein­drück­lich vor Augen, dass Übersetzer:innen weit mehr als nur Über­tra­gen­de von Tex­ten sind – sie sind zugleich Literaturvermittler:innen und über­neh­men eine Viel­zahl wei­te­rer Aufgaben.

Es hat eine Wei­le gedau­ert, bis ich die 744 Sei­ten von Euro­pas Hun­de zu Ende gele­sen hat­te. Die sechs Tei­le fühl­ten sich mit­un­ter wie eigen­stän­di­ge Roma­ne an. Pas­sen­der wäre es jedoch, sie als Tei­le eines Roman-Puz­zles zu bezeich­nen: Man tauch­te jedes Mal in eine neue Welt ein, doch am Ende füg­te sich alles auf fas­zi­nie­ren­de Wei­se zusam­men. Die Bezü­ge und Moti­ve, die Eigen­hei­ten der Figu­ren und die ver­schie­de­nen Ver­sio­nen von Bela­rus erschlos­sen sich mir erst rich­tig, als ich das Buch been­det hat­te. Selbst dann blieb das Gefühl, den Roman eigent­lich gleich noch ein­mal lesen zu müs­sen, um ihn wirk­lich zu durchdringen.

Es wäre müßig, den „Plot“ an die­ser Stel­le nach­zu­zeich­nen. Kurz gesagt: Euro­pas Hun­de ist ein wil­der Ritt – stel­len­wei­se absurd, oft wit­zig, mit­un­ter ver­stö­rend und durch­weg span­nend. Alhierd Bachare­vič erschafft Wel­ten, die voll­kom­men fremd und zugleich selt­sam ver­traut und gleich­zei­tig über­ra­schend wir­ken. Auf der nächs­ten Leip­zi­ger Buch­mes­se wird ihm dafür der Leip­zi­ger Buch­preis zur Euro­päi­schen Ver­stän­di­gung 2025 ver­lie­hen. Ohne sei­nen Über­set­zer Tho­mas Wei­ler wäre die­se euro­päi­sche Ver­stän­di­gung jedoch gar nicht erst mög­lich. – Julia Rosche

Alhierd Bacharevič/Thomas Wei­ler (aus dem Bela­rus­si­schen): Euro­pas Hun­de, Voland & Quist 2024, 744 Sei­ten, 36 Euro.


Wir zeich­nen den 8. Febru­ar 1944: Der Krieg tobt, aber an den Sieg glaubt im ita­lie­ni­schen Asti nie­mand mehr. Diver­se Sol­da­ten sind deser­tiert, ande­re sit­zen wegen Ver­rats im Gefäng­nis, dar­un­ter auch der Zahn­arzt des schmerz­ge­plag­ten – und den­to­pho­bi­schen – Unter­of­fi­ziers Ces­co Maget­ti. Da erteilt ihm auch noch der Chef­ad­ju­tant der repu­bli­ka­ni­schen Eisen­bahn­gar­de den Befehl, eine Kar­te des mexi­ka­ni­schen Eisen­bahn­net­zes zu zeich­nen. War­um? „Weil ich es dir befeh­le, Maget­ti. Ist das für dich Grund genug?“

Es beginnt eine Odys­see, denn das ein­zi­ge Buch in und um Asti, das nütz­li­che Infor­ma­tio­nen für die­ses Him­mel­fahrts­kom­man­do zu ent­hal­ten ver­spricht, scheint ver­schwun­den. Weder in der Biblio­thek lässt sich die His­to­ria poe­ti­ca y pin­to­re­s­ca de los fer­ro­car­ri­les en Méxi­co fin­den, noch auf dem von anar­chis­ti­schen Toten­grä­bern geführ­ten Fried­hof von San Roc­co, nicht in der Sakris­tei einer ent­weih­ten Kir­che bei einem selbst­er­nann­ten Brem­ser-Poe­ten mit Opi­um­sucht und auch nicht in den öffent­li­chen Wasch­räu­men der Stadt.

Die Eisen­bah­nen Mexi­kos sprüht vor Sprach­freu­de und Iro­nie und ist vol­ler idio­syn­kra­ti­scher Figu­ren und skur­ri­ler Erzäh­lun­gen. In einem Kapi­tel, das an die Suche nach Pas­sier­schein A38 von Aste­rix und Obe­lix erin­nert, erfah­ren wir über­haupt erst den Aus­lö­ser für die gan­ze Ereig­nis­ket­te, der die Nazis im mexi­ka­ni­schen San­ta Brí­gi­da eine Wun­der­waf­fe ver­mu­ten und des­halb eine Eisen­bahn­kar­te in Auf­trag geben ließ. In einem ande­ren Kapi­tel dür­fen wir gemein­sam mit Ces­co (und einem hilf­rei­chen Frem­den) ein Kreuz­wort­rät­sel lösen, um ein Code­wort für die nächs­te Etap­pe der Lite­ra­tur­su­che zu erhal­ten. In einem wei­te­ren erfah­ren wir, nach wel­chen Kri­te­ri­en Arturo Bel­ano – den die geneig­te Lese­rin als Alter Ego des Autors Rober­to Bola­ño erkennt, ein erklär­tes Vor­bild von Grif­fi – die Güte von Dichter*innen zu kata­lo­gi­sie­ren pflegt, um dann eine mehr­sei­ti­ge Lis­te bedeu­ten­der Dichter*innen und ihrer Sui­zid­me­tho­den prä­sen­tiert zu bekom­men: „Die­je­ni­gen, die sich von einem Fel­sen, einem Haus, einer Brü­cke, vom Deck eines Schif­fes gestürzt haben, sind die voll­kom­me­nen Dichter“.

Mit sei­nem Roman­de­büt bei dem klei­nen ita­lie­ni­schen Ver­lag Laurana Edi­to­re gehör­te Gian Mar­co Grif­fi direkt zu den Nomi­nier­ten für den renom­mier­ten Pre­mio Stre­ga. Und auch sei­ne Über­set­ze­rin, Vere­na von Kos­kull, hat gan­ze Arbeit geleis­tet. In Die Eisen­bah­nen Mexi­kos spre­chen die Figu­ren in ver­schie­de­nen Sozio­lek­ten und Dia­lek­ten, die sie eben­so krea­tiv wie kon­se­quent über­tra­gen hat. Es gab in die­sem Jahr kei­nen ande­ren Roman, der mich der­art häu­fig in lau­tes Geläch­ter (und an einer Stel­le auch in Trä­nen) hat aus­bre­chen las­sen. Als lei­den­schaft­li­che NYT-Word­le­rin (und neu­er­dings auch Con­nec­tions-Süch­ti­ge) hat mich die­se ambi­tio­nier­te lite­ra­ri­sche Schnit­zel­jagd sofort in ihren Bann gezo­gen, der außer­dem über die rund 800 Sei­ten unge­bro­chen blieb. Ein Gift mit sechs Buch­sta­ben, das bei der Auf­nah­me über die Blut­bahn töd­lich ist, beim Ver­schlu­cken jedoch unbe­denk­lich, anyo­ne? – The­re­sa Rüger

Gian Mar­co Griffi/Verena von Kos­kull (aus dem Ita­lie­ni­schen): Die Eisen­bah­nen Mexi­kos, Cla­as­sen 2024, 800 Sei­ten, 36 Euro.


Als ich irgend­wo in den unend­li­chen Wei­ten des Inter­nets das gel­be Cover mit dem Hähn­chen und dem Titel Die Bal­la­de vom vaku­um­ver­pack­ten Hähn­chen ent­deck­te, hat­te das Buch mich eigent­lich schon. Dann lag es auch noch direkt nach Erschei­nen in mei­ner Lieb­lings­buch­hand­lung – also muss­te ich es direkt mit­neh­men und lesen. Und was soll ich sagen? Es hat sich gelohnt!

Han­nah erbt den Hüh­ner­hof ihrer Mut­ter in einem klei­nen fran­zö­si­schen Kaff, wo alles eher tra­di­tio­nell gehand­habt wird. Als sie aus der Groß­stadt zum Anwe­sen fährt, um das Not­wen­digs­te zu regeln, baut sie uner­war­tet schnell eine Ver­bin­dung zu den Tie­ren auf – und wenn ich Ver­bin­dung sage, dann mei­ne ich das auch so. Han­nahs Lieb­lings­huhn schläft mit ihr im Bett und wird ver­hät­schelt, auch die ande­ren Hüh­ner haben alle Namen und Han­nah weiß bes­tens über ihre Marot­ten Bescheid. Aber geschlach­tet wird trotz­dem, schließ­lich sind die Hüh­ner zum Essen da – aller­dings nicht für Han­nah, die ist näm­lich Vegetarierin. 

Aus einem Impuls her­aus schreibt Han­nah eine Bio­gra­fie über die ers­ten von ihr geschlach­te­ten Hüh­ner und klebt die Tex­te auf die Ver­pa­ckung. Bei den ande­ren Bau­ern auf dem Markt kom­men Han­nah und ihre Hühn­chen­bio­gra­fien gar nicht gut an, doch ein Mann wird auf sie und ihr Pro­dukt auf­merk­sam und sieht dar­in den nächs­ten gro­ßen Mar­ke­ting­clou. Wer jetzt schon denkt, dass das alles ganz schön irre klingt, soll­te das Buch auf jeden Fall in die Hand neh­men und sich davon über­zeu­gen las­sen, dass es noch viel ver­rück­ter geht – auf eine groß­ar­ti­ge Art und Wei­se und in der auf gan­zer Linie über­zeu­gen­den Über­set­zung von Mile­na Adam. Allein die Hüh­ner­na­men und ‑bio­gra­fien sind ein ech­ter Lese­ge­nuss, für die Adam mit Sicher­heit die vol­le Band­brei­te ihrer Krea­ti­vi­tät nut­zen muss­te. – Lisa Men­sing

Lucie Rico/Milena Adam (aus dem Fran­zö­si­schen): Die Bal­la­de vom vaku­um­ver­pack­ten Hähn­chen, Matthes & Seitz 2024, 235 Sei­ten, 22 Euro.


La Sto­ria ist ein Roman der ita­lie­ni­schen Schrift­stel­le­rin Elsa Moran­te, der 1974 ver­öf­fent­licht wur­de. Ich gebe gern zu, dass ich Moran­tes Roma­ne vor ein paar Jah­ren zu lesen begon­nen habe, weil Ele­na Ferran­te sie in einem Inter­view als ihr lite­ra­ri­sches Vor­bild bezeich­net hat. Sicher­lich ist es dem Ferran­te-Hype zu ver­dan­ken, dass Moran­tes Wer­ke in den letz­ten Jah­ren neu auf­ge­legt und neu über­setzt wur­den, dabei war Moran­te bereits zu Leb­zei­ten ein abso­lu­ter Star. Anläss­lich des Ehren­gas­t­auf­tritts Ita­li­ens auf der Buch­mes­se erschien im Früh­jahr auch eine deut­sche Neu­über­set­zung ihres wohl bedeu­tends­ten Romans.

La Sto­ria war bereits nach Ver­öf­fent­li­chung ein gro­ßer Erfolg, zog jedoch eini­ge Kon­tro­ver­sen nach sich und dürf­te auch heu­te noch als star­ker Tobak gel­ten. (Ach­tung Trig­ger­war­nung) Der Roman erzählt die Geschich­te der ver­wit­we­ten, jüdisch-ita­lie­ni­schen Leh­re­rin Ida Ramun­do wäh­rend des Zwei­ten Welt­kriegs. Ida wird von einem deut­schen Sol­da­ten ver­ge­wal­tigt und bringt einen Sohn zur Welt, den sie Usep­pe nennt. Usep­pe wird zur zen­tra­len Figur des Romans. Er wächst in einer zer­stör­ten Welt auf, bewahrt sich aber trotz der Schre­cken des Krie­ges eine gewis­se Unschuld. Nino, der älte­re Sohn, schließt sich schließ­lich dem Wider­stand gegen die Faschis­ten an. Im Ver­lauf des Romans erle­ben die Figu­ren die ver­hee­ren­den Fol­gen des Krie­ges, ein­schließ­lich der Bom­bar­die­run­gen, der deut­schen Besat­zung und des Zusam­men­bruchs des faschis­ti­schen Regimes in Italien.

Die Über­set­ze­rin­nen Maja Pflug und Klau­dia Rusch­kow­ski haben Moran­tes gro­ßen Nach­kriegs­ro­man, der inzwi­schen Klas­si­ker­sta­tus erreicht hat, ent­staubt. Hof­fent­lich trägt die Neu­über­set­zung dazu bei, dass Elsa Moran­tes Werk wie­der mehr gele­sen wird. Übri­gens habe ich auch die soli­de älte­re Über­set­zung von Han­ne­li­se Hin­der­ber­ger gern gele­sen Wer noch tie­fer ein­tau­chen will: eben­falls emp­feh­lens­wert ist die ein­stün­di­ge Arte-Doku „La Sto­ria – vom Skan­dal zum Klas­si­ker“. – Julia Rosche

Elsa Morante/Maja Pflug/Klaudia Rusch­kow­ski (aus dem Ita­lie­ni­schen): La Sto­ria, Ver­lag Klaus Wagen­bach 2024, 288 Sei­ten, 38 Euro.



Cover von Pol Guaschs Roman Napalm im Herzen. Illustration eines jungen Menschen mit dunklen Haaren in grellen Rottönen.

Nach der Katastrophe

In „Napalm im Her­zen“ erzählt der kata­la­ni­sche Autor Pol Guasch eine que­e­re Lie­bes­ge­schich­te in einem… 
Cover von Samantha Harveys Roman Umlaufbahnen. Im Hintergrund ist ein Foto der Erdatmosphäre.

In eige­nen Sphären

In ihrem Roman „Umlauf­bah­nen“ hin­ter­fragt Saman­tha Har­vey die mensch­li­che Exis­tenz im Uni­ver­sum – und erhielt… 
Cover von Francesca Maria Benvenutos Roman "Dieses Meer, dieses unerbitterliche Meer", im Hintergrund eine Steinmauer

Ver­lo­re­ne Kindheit

Im Debüt­ro­man der nea­po­li­ta­ni­schen Anwäl­tin Fran­ce­s­ca Maria Ben­ven­uto erzählt ein straf­fäl­li­ger Jugend­li­cher aus dem Gefängnis… 
Bild des Übersetzers Thomas Weiler. Mann mit Bart und orangem T-Shirt vor einem Mikrofon.

Im Por­trait: Tho­mas Weiler

Der Über­set­zer Tho­mas Wei­ler hat ein auf­re­gen­des Jahr hin­ter sich: Für sei­ne Über­set­zung von Alhierd… 

2 Comments

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  1. 1
    Astrid Suding

    Hal­lo, es ist immer wie­der eine Freu­de Eure Bei­trä­ge zu lesen und von die­sen Buch­emp­feh­lun­gen wer­de ich bestimmt das eine oder ande­re kau­fen. Aller­dings wur­de der Titel „Die Eisen­bah­nen Mexi­kos“ falsch verlinkt.
    Schö­ne Grü­ße und schö­ne Feiertage,
    Astrid Suding

    • 2
      Julia Rosche

      Dan­ke für die Nach­richt, die uns sehr freut, und für den Hin­weis. Der Link soll­te jetzt funktionieren.
      Vie­le Grüße
      Julia

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